Wruck für SPD »unerträglich«

■ SPD-Fraktionschef Staffelt: Die CDU-Fraktion soll sich vom Abgeordneten Ekkehard Wruck »trennen«/ CDU-Fraktion berät den Fall am Dienstag

Berlin. Der CDU-Abgeordnete Ekkehard Wruck muß wegen seiner gegen die frühere AL-Abgeordnete Hilde Schramm gerichteten Äußerungen jetzt auch mit einer Rücktrittsforderung der SPD rechnen. Wenn sich Wruck nach wie vor weigere, sich für seine Äußerungen zu entschuldigen, stehe die CDU-Fraktion »vor der Frage«, ob sie sich nicht von Wruck »trennen« sollte, sagte SPD-Fraktionschef Ditmar Staffelt gestern zur taz. Es sei für das Parlament »unerträglich«, wenn derartige Äußerungen »wohlüberlegt« getan würden und anschließend keine öffentliche Entschuldigung folge. »Es gibt irgendwo eine Grenze«, sagte Staffelt.

Am Freitag hatten bereits die Fraktionen von Bündnis 90/Grüne, FDP und PDS den CDU-Abgeordneten aufgefordert, sein Mandat niederzulegen. Sie reagierten damit auf eine Rede, die Wruck in der Sitzung des Abgeordnetenhauses am Donnerstag gehalten hatte. An den Abgeordneten Wolfgang Wieland (Bündnis 90/Grüne) gerichtet, hatte Wruck erklärt, Vergleiche des heutigen Deutschland mit dem Nationalsozialismus »können Sie nur bringen, wenn Sie selbst die Brut von NS-Verbrechern als Abgeordnete in ihren Reihen geduldet haben«. Wruck weigerte sich auch am Freitag, sich für diesen Satz zu entschuldigen und bekräftigte stattdessen, daß er auf die ehemalige AL-Abgeordnete und Tochter des NS-Ministers Albert Speer, Hilde Schramm, gemünzt gewesen sei. Er sei der Meinung, daß Kinder von NS-Kriegsverbrechern »nicht in ein deutsches Parlament gehören«, sagte Wruck weiter.

CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky wollte sich zu den Rücktrittsforderungen gestern nicht äußern. Er wolle selbst mit Wruck sprechen und sich ein »Gesamtbild« machen, sagte Landowsky zur taz. Am Dienstag werde sich auch der CDU- Fraktionsvorstand mit dem Fall beschäftigen. Landowsky verwies darauf, daß sich CDU-Fraktionsgeschäftsführer Volker Liepelt in der Parlamentssitzung am Donnerstag von dem »nicht angängigen Verhalten« von Wruck distanziert habe. Die CDU-Fraktion stehe »voll« hinter Liepelts Worten. hmt