Rep-Dissidenten wandern ins Ghetto

■ »Republikaner« faktisch am Ende/ Rechter Parteiflügel und Teile der NPD wollen sich in der »Deutschen Liga für Volk und Heimat« neu konstituieren

Berlin. Der Berliner Landesverband der rechtsradikalen »Republikaner« scheint bald nur noch auf dem Papier zu existieren. Der rechte Mehrheitsflügel der Partei will in eine nationalen Sammlungsbewegung, die sich auch aus der NPD rekrutiert, aufgehen. Die Gruppe mit dem Namen »Deutsche Liga für Volk und Heimat« soll sich am 3. Oktober in Stuttgart gründen.

Gestern legten der Berliner Landesvorsitzende Carsten Pagel und sechs weitere Mitglieder des Landesvorstandes ihre Ämter nieder. Zugleich traten sechs Kreisvorsitzende zurück. Im Vorstand verbleiben noch vier Mitglieder, von denen allerdings zwei ebenfalls einen Rücktritt erwägen. Pagel kündigte an, auf absehbare Zeit nicht mehr für Funktionen in seiner Partei zur Verfügung zu stehen. Er könne den Republikanern keine neuen Impulse mehr geben oder Fehlentwicklungen korrigieren. Während er jedoch weiter Mitglied bleiben wolle, kündigte die überwiegende Mehrheit der übrigen Funktionäre ihren Austritt an. Wie der Parteisprecher Thorsten Thaler erklärte, werden neun Zehntel der Funktionäre denselben Weg gehen. Thaler begründete die Austritte mit dem autoritären Führungsstil des Bundesvorsitzenden Schönhuber. Dieser nutze die Partei lediglich als Forum der Selbstdarstellung und mache innerparteiliche Kritiker mit Maulkorb-Erlassen mundtot.

Schönhubers Stellvertreter, Hermann Voss, konterte gestern mit einer Erklärung, in der er die Austretenden des Rechtsextremismus bezichtigte.

Anlaß des Konfliktes ist ein Beschluß der Partei, wonach ehemalige Mitglieder rechtsextremistischer Gruppierungen keine Funktion bei den Republikanern übernehmen dürfen. Davon betroffen waren unter anderen die Vorstandsmitglieder Rudolf Kendzia und Frank Schwedt. Diese sind früher Mitglieder der NPD gewesen und mit ihrem Austritt einem Parteiausschluß zuvorgekommen.

Die Gruppe um Kendzia und Thaler will übermorgen an der Gründungsversammlung der »Deutschen Liga für Volk und Heimat« in Stuttgart teilnehmen. In dieser Sammelbewegung finden sich ehemalige Reps, Teile der NPD und der Deutschen Volksunion (DVU) sowie andere rechtsextreme Gruppierungen wieder. Die DVU des Verlegers der 'National-Zeitung‘, Gerhard Frey, hat bei den Bürgerschaftswahlen in Bremen am Sonntag 6,1 Prozent der Stimmen erzielt, die Republikaner schnitten mit 1,5 Prozent vergleichsweise schlecht ab. Als Köpfe der »Deutschen Liga«, die aus der »Deutschen Allianz« hervorgeht, gelten der ehemalige Generalsekretär der Reps Neubauer und der ehemalige Bundesvorsitzende der NPD, Musgenug. Zur Programatik der neuen Gruppierung mochten die Ex-Reps aus Berlin keine genaueren Angaben machen. »Die Politik«, so führte Kendzia lediglich aus, »muß für Volk und Heimat gemacht werden und daraus hat sich der Name ergeben.« Für den ehemaligen Abgeordneten und Noch-Republikaner Michael Häusler finden sich dort »alle wirklich extremistischen Kräfte zusammen«, Pagel sieht in der Liga »das rechte Ghetto« vertreten. dr