Rückenwind für Nationalpopulisten

■ In Bremerhaven erzielte die rechtsextreme „Deutsche Volksunion“ (DVU) 10,6 Prozent

Mit 10,26 Prozent ist die rechtsextreme Deutsche Volksunion (DVU) in Bremerhaven zur drittstärksten politischen Kraft geworden. Besondere Erfolge konnte die DVU in den ehemaligen SPD-Hochburgen, den Hochhaussiedlungen der ehemaligen Neuen Heimat und in der verfallenden Altstadt erringen. Aber selbst in einem reinen Villenviertel kam sie noch über fünf Prozent. Landesweit wuchs ihre Stimmenzahl von 13.299 auf 22.878.

Bisher war die 126.000 Einwohner zählende Hafenstadt Bremerhaven überregional nur dadurch bekanntgeworden, daß sie die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller bundesdeutschen Großstädte aufzuweisen hat. Auch in der Arbeitslosenstatistik liegt sie nach dem großen Werftensterben der 80er Jahre mit über 10 Prozent ganz weit oben. Die Partei des Münchners Gerhard Frey, Herausgeber der 'National-Zeitung‘, war bereits in den vergangenen vier Jahren mit zwei Mandaten in der Stadtverordnetenversammlung vertreten, trat dort jedoch kaum in Erscheinung. Für Wirbel sorgte nur der Zwischenruf des Stadtverordneten Wilhelm Schmidt, der einen Redebeitrag über die Vernichtung von einer halben Million Sinti und Roma im Nationalsozialismus mit den Worten unterbrach: „Schade, mehr nicht?“

Auch Hans Altermann, der vor vier Jahren als Bremerhavener DVU-Abgeordneter in das Landesparlament einziehen konnte, trat dort fast nie in Erscheinung. Der pensionierte Schiffsingenieur war schließlich auch erst drei Monate vor der 1987er-Wahl durch eine Hauswurfsendung zur DVU gekommen und dann gleich als Spitzenkandidat aufgestellt worden. Zuvor hatte er stets SPD gewählt.

Die politischen Köpfe der Bremer DVU sind zwei aktive NPD-Funktionäre. Der Bremer NPD-Landesvorsitzende Hans-Otto Weidenbach und Karl-Heinz Vorsatz, NPD-Präsidiumsmitglied und bis vor kurzem noch Chefredakteur der NPD-Zeitung 'Deutsche Stimme‘, gehören der künftigen DVU-Fraktion in der Bürgerschaft an. Dort wollen sie „nicht auf jede Wahlkampfparole blindlings aufspringen“, wie Vorsatz gestern gegenüber der taz versicherte. In ihren Hauswurfsendungen vor der Wahl hatte die DVU zum Beispiel einen Antrag im Landtag angekündigt: „Ausländerstopp für Bremen und Bremerhaven“. Gestern zeigte sich Vorsatz vorsichtiger: „Wir sind für die Aufnahme politischer Verfolgter. Eine Änderung des Grundgesetzes halten wir deshalb auch nicht für zwingend.“

Die Bremerhavener Grünen, die alle ihre Ausschußsitze an die DVU verloren, wollen jetzt offensiv die Diskussion mit den Rechtsextremen suchen. „Ignorieren hat keinen Sinn mehr“, erklärte ein Kandidat gestern vor der Presse, „wir müssen jetzt einen öffentlichen Kampf um deren politische Positionen führen.“ Dirk Asendorpf, Bremen