Smartpop, Folk, Rock und Tang

Es gibt sie noch: die deutsche Folkszene. Und aus den neuen Bundesländern kommen neue „angry young men“, die mit der Klampfe in der Hand „die mangelhafte deutsch — deutsche Menschlichkeit“ einklagen, und sich „mit einem Null-Aufwand an Technik, wandlungsfähiger Stimme und lebendigem Vortrag“ auf die Bühne trauen. So beschreiben jedenfalls Kollegen die Konzerte von Dieter Beckert aus Dresden, der zusammen mit Peter Till am Donnerstag (3.10.) um 20.00 Uhr im Kultursaal der Angestelltenkammer auftreten wird. Sie kündigen ihr Programm Beckerts Banquet“ als „ein brachialromantisches Musikkabarett“ an, und diese Wortschöpfung macht neugierig.

Seit einiger Zeit gibt es in Bremen alle paar Wochen eine „Record — Release — Party“ — am Donnerstag (3.10) werden ab 21.00 Uhr im New Tips in der Buchtstraße gleich „drei acts und zwei Platten“ gefeiert: Frantic Blue spielen Heavy Funk Rock, Rantanplan haben ihr Debutalbum mit Indie — Rockabilly fertiggestellt und die Musiker von Vollmond legen großen Wert darauf, daß ihre Musik „Bremer Rock'n' Roll“ genannt wird.

Am gleichen Donnerstag (3.10) spielt im Modernes um 20.00 Uhr das Trio Red Sky Coven um Justin Sullivan, den ehemaligen Bandleader und Songwriter von New Model Army. Sullivan wird bekannte Songs seiner alten Band zur akustisch Gitarre singen. Er spielt mit der Underground — Poetin Joolz und dem Volkssänger/ Troubador Rev Hammer — wie schon 1988 in einer Tour mit dem schönen Titel „Backrooms of Pubs in the small towns of Britain“.

Die Berliner „Smartpopband“ Element of Crime singt merkwürdigerweise auf ihrer letzten LP „Damals hinterm Mond“ nur noch deutsche Texte, aber nun ist es dem Texter ihrers Pressematerials immerhin möglich, sie ohne viel Federlesen gleichzeitig mit Brecht/Weill, den „Pet Shop Boys“ und Degenhardt zu vergleichen. Beim Konzert im Modernes am Freitag (4.10.) um 20.00 Uhr tritt die Bremer Gruppe Pachinko Fake als opening act auf.

Der Tangomusiker Luis de Matteo aus Uruguay hat Stücke für sein Instrument, das Bandoneon, und ein klassisches Streichorchester komponiert. Am Samstag (5.10) um 20.30 Uhr wird er im Schlachthof zusammen mit den 29 Musikern des Uljanowsk Symphonie Orchester aus der UDSSR auftreten. Auf dem Programm steht neben Di Matteos Kompositionen auch Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht, Opus 4“. Man darf gespannt sein, wie sich der Tango in dieser Gesellschaft ausnimmt.

Willy Taub