“Ausländerhaß“ als Schulthema

■ Ausstellung im Staatsarchiv eröffnet

“Wen würdest du zum Geburtstag einladen?“ fragen SchülerInnen einer achten Klasse unter Fotos von Jugendlichen verschiedener Hautfarbe. Damit wird eingeladen zu einem Test mit dem Ergebnis: Wir alle haben Vorurteile. Wir alle mögen nur das uns Vertraute. Das Fremde macht uns angst. Das ist ein Beitrag zum Jugendpreis des Senats gegen Ausländerfeindlichkeit: „Dem Haß keine Chance.“ Die Preise wurden schon im Juni verliehen. Ein Teil der eingereichten Arbeiten wird jetzt vom 1. bis zum 10. Oktober im Staatsarchiv der Öffentlichkeit präsentiert. Beachtlich sind vor allem die vielfältigen Formen, mit denen Jugendliche sich dem Thema genähert haben: Plakatwände, Fragebogenaktionen, Interviews, Kollagen, Gedichte und Theaterstücke.

Bei der Ausstellungseröffnung waren zahlreiche jugendliche PreisträgerInnen zugegen. Die Leiterin der „Zentralstelle für die Integration zugewanderter Bürgerinnen und Bürger“, Dagmar Lill, lobte die Aktualität des Wettbewerbs angesichts der Ausschreitungen in Hoyerswerda und der DVU-Wahlgewinne in Bremen. Da sage noch einer, der Senat hätte nichts gegen Ausländerfeindlichkeit getan! Die Schuld an den vielen DVU-Stimmmen schob Lill der CDU zu, die das Asylthema hochgepuscht und den Wahlkampf emotionalisiert habe.

Für die Ausstellungsmitarbeiterin Inge Marßolek ist der Wettbewerb eine gute Möglichkeit, „den alltäglichen Rassismus sichtbar zu machen.“ Schon zum drittenmal wird jetzt der Wettbewerb für Schulen und Jugendgruppen ausgeschrieben, 1992 mit dem Untertitel „Für Toleranz und Menschenwürde“. „Wir wollen dazu ermutigen, positive Beispiele im Zusammmenleben von Deutschen und Ausländern besonders deutlich zu machen“, erläuterte Günther Rohdenburg, pädagogischer Mitarbeiter des Staatsarchivs. Rohdenburg verwahrte sich dagegen, den Schwarzen Peter für die DVU- Stimmen den Schulen zuzuschieben: „Die Möglichkeiten von PädagogInnen, auf die Bewußtseinsbildung von Jugendlichen einzuwirken, sind begrenzt.“ Aber auch diese begrenzten Chancen werden offensichtlich nicht überall genutzt. Erklärte einer der ausländischen Preisträger: „Ich gehe hier jetzt dreizehn Jahre lang zur Schule. Aber ich kann mich nicht erinnern, daß wir das Thema Ausländerhaß irgendwann mal zusammenhängend behandelt hätten.“

asp

Nachfragen zum Jugendpreis 1992 unter Telefon 0421/4986161 oder 0421/3614452.