Atomwaffenpoker geht weiter

■ Wenn UdSSR zustimmt, wollen USA weiter abbauen

Berlin (taz/dpa) — „Wer die Atomwaffen ausrangieren will, braucht auch keine Atomwaffenversuche mehr.“ Mit dieser Feststellung bekräftigte der sowjetische Präsident Gorbatschow noch einmal die Forderung der UdSSR nach einem Verzicht der USA auf alle unterirdischen Atomwaffenversuche. Zugleich betonte er, sein Land unterstütze die US-Initiative zur Reduzierung des Atomwaffenarsenals, wolle aber eine Erweiterung. Mit ihrer Antwort auf US- Präsident Bush will sich die Sowjetunion Zeit lassen. „Voreiligkeit wäre ein unbedachter Schritt bei solch einer wichtigen und bedeutenden Initiative“, sagte Gorbatschow. Mit Bush habe er verabredet, Expertengespräche aufzunehmen: „Wir werden viele Fragen stellen, um das Wesen dieser Initiative aufzuklären.“ Erste Gespräche auf Regierungsebene seien für Dezember geplant. Zuvor sollen die sowjetischen Vorschläge mit den Republikführern abgestimmt werden. Bush pokert unterdessen weiter: Wenn die UdSSR seine Vorschläge akzeptiere, seien die USA zu einem darüber hinausgehenden Abbau ihrer Atomwaffen bereit, sagte er. Allerdings will er nicht über seine Raketen mit Mehrfachsprengköpfen auf U-Booten oder die bodengestützten Interkontinentalraketen diskutieren oder gar taktische Atomwaffen auf Bombern abschaffen, die schon bei früheren Verhandlungen zwischen Moskau und Washington ein Streitpunkt waren. Gegen eine Abrüstung bei nuklearen Kurzstreckenraketen hat sich der frühere französische Verteidigungsminister Chevenement ausgesprochen. Dadurch würde „in Europa ein Vakuum geschaffen“ und „das amerikanische Protektorat“ bestehen bleiben, sagte er in Paris. Chevenement, der im Golfkrieg aus Protest gegen die Beteiligung Frankreichs an der alliierten Militäroperation aus dem Kabinett ausgetreten war, betonte den „Mediencharakter“ der Bush-Initiative: „Die Amerikaner schlagen die Abschaffung von Waffenkategorien vor, in denen die Sowjets überlegen sind.“ dora