Geschäfte in China

Geld und Reichtum sind bei den Chinesen keineswegs verpönt. Wer davon reichlich hat, der zeigt es auch den anderen. Oberstes Statussymbol in Hongkong ist ein Luxuswagen mit Chauffeur. Nirgendwo sonst rollen auf so engem Raum so viele Fabrikate von Rolls-Royce, Jaguar und Mercedes durch die Straßen.

Die Chinesen unterhalten sich auch völlig ungehemmt über ihre persönlichen Finanzen. Während die Frage „Wieviel verdienen Sie denn so?“ in den meisten westlichen Ländern zu den Tabus gehört, scheuen sich die Chinesen nicht, in geselliger Runde ihr monatliches Einkommen preiszugeben. Gerade in Honkong, wo sich alles ums Geld dreht, ist den Chinesen die Scham der Europäer und Amerikaner in dieser Angelegenheit absolut unverständlich. „Jeder weiß doch, daß die Europäer zum Geldverdienen in Hongkong sind, warum genieren sie sich dann, darüber zu reden?“, wundert sich ein junger Techniker, der bei einer westlichen Firma arbeitet. „Selbst normale Angestellte mit normalen Einkommen werden verlegen, wenn sie danach gefragt werden“, beschreibt der Mann seine Erfahrungen. Während sich die meisten Westler an die Fragen nach ihrem Einkommen inzwischen gewöhnt haben, reagieren die Neuankömmlinge in der Noch- Kolonie erst einmal geschockt. Dies sei völlig verständlich, denn in London oder New York würden sich die Leute „eher mit der Unterhose auf die Straße trauen, als Auskunft über ihre Finanzen zu geben“, weiß ein Engländer, der seit zwölf Jahren in Honkong lebt.

Auch die Deutsche Lufthansa macht Geschäfte in China. Angesichts der Eröffnung ihrer hochmodernen Vertretung in Peking schaltete die Fluggesellschaft eine ganzseitige Anzeige. Zu sehen war ein verdreckter chinesischer Arbeiter, der mitten auf einer chaotisch wirkenden Baustelle sitzt und sich ausruht. Unter dem Foto stand: „Stellen Sie sich nun im Herzen Pekings ein wenig deutsche Tüchtigkeit vor.“ Nachdem die Anzeige erschienen war, kam es zu einem Sturm der Entrüstung. Zahlreiche in- und ausländischen Leser beschwerten sich über die offen rassistische Aussage. Nach den heftigen Protesten zog die Lufthansa die Anzeige zurück und wollte eine andere Reklame veröffentlichen lassen. Auf dem neuen Foto war ein alter Mann zu sehen, der in einer Rikscha schlief und sich dafür einen Strohhut übers Gesicht gezogen hatte. Der Text war der gleiche. Die Anzeige wurde abgelehnt. Karl Wegmann