Drei Uni-Kliniken in Berlin?

■ Wissenschaftsrat und Senator Manfred Erhardt wollen drei Uni-Kliniken erhalten/ 200 Millionen Mark im Jahr pro Klinik kalkuliert

Berlin. Berlins Wissenschaftssenator Manfred Erhardt sieht die Möglichkeit, in der Stadt auch künftig drei Universitätskliniken erhalten zu können, optimistisch. Nachdem der Wissenschaftsrat in Bonn sich für den Erhalt dreier Standorte ausgesprochen hatte, rechnete Erhardt am Mittwoch seine Kalkulation der Presse vor: 200 Millionen Mark jährlich je Klinikum und insgesamt eine Milliarde Mark zur Sanierung der Charité während der kommenden zehn Jahre müssen vom Landesetat aufgebracht werden. Hinzu kommen noch weitere Investitionen für das Virchow-Klinikum sowie den Standort Steglitz.

Doch auch unter städtischer Trägerschaft seien die Kosten nicht geringer, argumentierte Erhardt. Denn dann fiele die Mitfinanzierung des Bundes über das Hochschulförderungsgesetz weg. Die Fortführung dreier Standorte sei aus gesundheits- und wissenschaftspolitischen Gründen sinnvoll, so der Wissenschaftssenator. Die Entscheidung des Wissenschaftsrats bezeichnete Erhardt als »wertvolle und rechtzeitige Entscheidungshilfe für Berlin«. Mit drei Kliniken verfügt Berlin zusammen mit Brandenburg über 7,8 universitäre Betten pro 10.000 Einwohner. Damit, so rechnete der Wissenschaftsrat in seiner Entscheidung für drei Standorte vor, werde ziemlich genau der Bundesdurchschnitt von 7,6 getroffen.

Wissenschaftssenator Erhardt teilte ergänzend mit, nach Absprache mit den zuständigen Ministern wolle Brandenburg künftig kein eigenes Universitätsklinikum einrichten, so daß der Berliner Standort tatsächlich der einzige in der Region bliebe.

Der Wissenschaftsrat teilte ferner mit, er halte die Charité als Universitätsklinik für eine wertvolle Bereicherung der Berliner Hochschullandschaft und als solche für erhaltenswert. Von den 2.000 zur Verfügung stehenden Betten in der Charité sollen jedoch 400 gestrichen werden. Dann könne die Klinik jährlich immer noch 400 Studenten der Humanmedizin aufnehmen und ausbilden.

Wenn die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Berliner Universitätskliniken am 8. Oktober in Berlin gefallen ist, wünscht Manfred Erhardt sich »endlich Ruhe und keine weiteren Diskussionen über den Erhalt der drei Standorte in Steglitz, Wedding und Mitte...« Denn nur mit einer gesicherten Zukunft sei es möglich, hochrangige Professoren nach Berlin zu holen und so die Stadt als »Stätte der Medizinforschung« zu erhalten. Von Kompromissen und weiteren Kürzungen hält Erhardt nichts. »Entweder wir machen es richtig oder gar nicht.« Ein zweitklassiges Klinikum solle es in Berlin nicht geben.

Die Leitungspositionen in der Charité sind nach Empfehlung des Wissenschaftsrats und auch des Wissenschaftssenators grundsätzlich zur Disposition zu stellen und »in nicht unerheblichem Umfang neu zu besetzen.« Noch nicht ausgegoren seien nach Erhardts Auffassung die Pläne zur Ausbildung des leitenden Pflegepersonals an der Universität. Um Pflegekräften aus der Berufspraxis auch weiterhin Aufstiegschancen einzuräumen, plädierte Erhardt für die Verlegung des Studiengangs an eine Fachhochschule. jgo