Iran muß an Frankreich zahlen

■ Schadenersatz für stornierten Atom-Auftrag des Schahs: 1,2 Milliarden DM

Paris (afp) — Der Iran ist von einem Schiedsgericht in Lausanne zur Zahlung von 4,06 Milliarden Francs (über 1,2 Milliarden Mark) an ein französisches Firmenkonsortium aus den Unternehmen Framatome, Alsthom und Spie-Batignolles als Schadenersatz für eine Auftragsstornierung verurteilt worden. Unter dem Schah hatte der Iran in Frankreich den Bau eines Kernkraftwerks in Auftrag gegeben, das Geschäft nach der islamischen Revolution aber rückgängig gemacht. Das Konsortium, das 5 Milliarden Francs (1,5 Milliarden Mark) verlangt hatte, war vor sechs Monaten seinerseits zur Zahlung von 550 Millionen Francs (165 Millionen Mark) verurteilt worden, weil es nach der Rücknahme des Kernkraftwerk-Auftrags einen Liefervertrag für nuklearen Brennstoff nicht eingehalten hatte.

Die französische Urananreicherungsgesellschaft Eurodif fordert vom Iran neun Milliarden Francs Schadenersatz wegen der Nichteinhaltung eines Vertrags über die Abnahme eines Teils der Eurodif-Produktion. In dieser Angelegenheit wurde ein erster Schiedsspruch vom April 1985 zweimal annulliert. Der Streitfall wurde an den französischen Kassationshof verwiesen, der sein Urteil Ende Oktober fällen wird.

Neben den Schadenersatzforderungen der Unternehmen gibt es noch einen ebenso komplizierten Finanzstreit auf Staatsebene. Er betrifft einen Kredit von einer Milliarde Dollar, den der Schah 1974 für den Bau der Urananreicherungsanlage von Eurodif gezahlt hatte. Teheran fordert dafür auch Zinsen. Frankreich hat bisher Rückzahlungen in Höhe von 630 Millionen Dollar geleistet.