piwik no script img

Bremerhaven kratzt an Lenz-Thron

■ Bremerhavener SPD'ler sind ihren Chef leid

Die rechte „Koggenrunde“ und die linken „Finken“ gibt es in Bremerhaven nicht mehr. Doch jetzt sammeln sich einige der in letzten Monaten zutiefst frustrierten Bremerhavener SPD-Genossen, um Konsequenzen aus der Wahlniederlage der Partei zu fordern. Und das heißt für sie: Der mächtige Bremerhavener UB-Vorsitzende Werner Lenz und sein Stellvertreter Heinz Bahlmann sollen zurücktreten.

Lenz hatte vor der Wahl angekündigt, daß er im Falle einer SPD-Niederlage die Verantwortung übernehmen werde. Doch dies galt nur bis zur Vorstandssitzung der SPD-Bremerhaven nach der Wahl. Da sprach das Gremium Lenz einstimmig das Vertrauen aus.

Nun soll die Basis abstimmen, ob sie es genauso sieht. Die Versammlung wurde auf Antrag von etwa 40 Genossen für kommenden Donnerstag einberufen und dann soll schonungslos kritisiert werden. Zum Beispiel

hier der Mann

auf dem Steinhaufen

aber auf den Kopf

gestellt

Wer stürzt Werner Lenz?

die Personalpolitik von Werner Lenz: In Bremerhaven hat der UB-Vorsitzende nach Ansicht seiner Kritiker auf die Vergreisung von Partei und Fraktion gesetzt. Letztes Beispiel: In der neuen Stadtverordnetenfraktion sitzen mit den noch Bürgerschaftsabgeordneten Koring und Tiedemann Genossen, die schon seit Jahrzehnten Politik machen. Jüngere Bewerber und Lenz-Kritiker dagegen kamen bei der Kandidatenaufstellung nur auf hintere Plätze. Zum Beispiel die Asylpolitik: Zwar hat die SPD nach dem DVU-Wahlerfolg 1987 dickleibige Papiere erstellt, doch die politische Praxis, so der Lenz-Kritiker Harald Stelljes, habe im Totschweigen der Rechtsradikalen bestanden. Und im Wahlkampf hatte die Seestadt-SPD dann versucht mit Parolen wie „Zuzugsstopp“ populistische Stimmung zu machen.

Doch auch wenn die Lenz-Kritiker Erfolg haben: Ein Machtzentrum der Bremerhavener SPD bleibt unangetastet. In der neuen Fraktion sitzen fast ausschließlich Erfolge der Lenz-Personalpolitik. Deshalb glauben die Lenz-Kritiker auch nicht so recht, daß die Gesprächsofferte an die Grünen ernst gemeint ist. Stelljes: „Da schmunzel ich doch, wenn Leute wie Koring und Tiedemann Koalitionsgespräche mit den Grünen führen sollen.“ hbk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen