Gedünsteter Rembrandt

■ Beim Empfang für Sponsoren der Rembrandt-Ausstellung wurde in der Nähe der Bilder gekocht

Könnten Bilder kotzen, hätten sie es am 9. September wohl getan. Zwei Tage vor Beginn der Rembrandtausstellung gab der Organisator »Berliner Gemäldegalerie Dahlem« zusammen mit dem Sponsor »American Express Foundation« einen Empfang. Rund hundert Leute, ein überwiegend auserwählter Kreis von Kreditkartenbesitzern, kam zur Vorbesichtigung. Um standesgemäß zu feiern, war extra zu diesem Anlaß der in München ansässige »Feinkost Käfer« bestellt worden.

Daß es bei Anlässen solcher Art nicht ohne Häppchen und Wein zugehen kann, ist weiter nicht verwunderlich. Eher schon, daß mit Billigung der Organisatoren in der Rotunde des »Alten Museums« gekocht wurde. Dabei sollen auch Dunstschwaden über die Klimaanlage in die Ausstellungsräume mit den hochempfindlichen Gemälden gezogen sein. Dagegen verwehrt sich Henning Bock, Direktor der »Gemäldegalerie Dahlem«. Beim ersten Empfang sei zwar gekocht worden, aber über die Klimaanlage nichts in die Ausstellungsräume gelangt. Vorsorglich habe man den Kreislauf der Klimaanlage, die für diese Ausstellung instandgesetzt worden sei, geteilt. Daß dabei einige »Aromastoffe« wahrnehmbar gewesen seien, könne man schließlich nicht vermeiden. Das Wort »Kochen« treffe laut Bock jedoch mitnichten zu. Die Speisen seien lediglich »aufgewärmt« worden. Von einer Gefahr für die Bilder will er nichts wissen. Ein Temperaturanstieg, der Auswirkungen auf die Bilder haben könnte, sei nicht eingetreten.

Die Kochkünste gingen den Hausherren des Alten Museums jedoch nicht durch den Magen. Gisela Holan, Leiterin der Generalverwaltung Staatliche Museen zu Berlin (Ost) nennt die mit ihr nicht abgesprochene Aktion von Bock einen »Wermutstropfen« in der »ansonsten bisher außerordentlich guten Zusammenarbeit« zwischen West und Ost. Von dem kulinarischen Empfang sei man nicht informiert worden. Dabei sei auf einer Vorbesprechung klar gesagt worden, »was nicht geht«.

Nachdem der Vorfall bekannt wurde, habe es eine »prinzipielle Auseinandersetzung« gegeben, wobei Günter Schade als amtierender Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Wolf-Dieter Dube, Direktor der Westberliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz eindeutig erklärten, daß sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen dürfe. Schade drohte sogar mit dem Hausrecht, schließlich steht das Alte Museum noch unter seiner Verwaltung.

»American Express« wollte sich nicht in direkte Verhandlungen einlassen und protestierte mittels eines Juristen dagegen, daß die Köche wieder ausziehen sollten. Letzten Endes kam es dennoch zu einer gütlichen Einigung. Wohl auch, weil sich der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Werner Knopp, als oberster Dienstherr der westlichen und östlichen Museen durchzusetzen wußte: Bei den beiden kommenden Veranstaltungen mußten sich die Ehrengäste ihr warmes Essen draußen abholen. Dort, abseits des Museums, wie Bock betont, baute Feinkost Käfer einen Spezialcontainer auf. Im Inneren des Alten Museums mußte American Express fortan mit dem Katalograum vorliebnehmen.

Bock sieht in dem Empfang und der Art und Weise, wie er durchgeführt wurde, nichts Verwerfliches. »Wenn man große Ereignisse feiert, muß man auch bestimmte Vorbereitungen treffen.« Eben. Severin Weiland