Niedersachsen entschuldigt sich bei der Tochter Ossietzkys

Oldenburg/Berlin (dpa) — Mit einem Festakt in der Universität Oldenburg ist am letzten Donnerstag ein fast zwei Jahrzehnte langer Streit um die Benennung der Hochschule nach dem Friedensnobelpreisträger, ‘Weltbühne'-Begründer und Antifaschisten Carl von Ossietzky beigelegt worden.

Die Universität heißt nach einer Änderung des niedersächsischen Hochschulgesetzes durch die rot- grüne Landtagsmehrheit jetzt offiziell „Carl-von-Ossietzky-Universität“. Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) entschuldigte sich im Namen der Regierung bei der Tochter Ossietzkys, Rosalinde von Ossietzky-Palm, „für das, was das Land Niedersachsen dem Namen ihres Vaters angetan hat“.

Schröder bezeichnete bei einem Festakt die Weigerung früherer Landesregierungen unter Führung von SPD und CDU, der Universität den von ihr gewünschten Namen zu geben, als „beschämenden Vorgang“. Den Journalisten und Schriftsteller Ossietzky, der 1938 an den Folgen einer KZ-Haft starb, würdigte Schröder als Vorbildfigur der Demokratie. Die in Schweden lebende Frau von Ossietzky-Palm wertete das Ereignis als „Tag der Freude“. Die Hochschule verlieh ihr am Donnerstag die Ehrenbürgerwürde. Im Jahr 1974 war der Namenszug „Carl-von-Ossietzky-Universität“ erstmals gegen den Willen der damaligen Landesregierung an einem zentralen Universitätsgebäude angebracht worden. Unter Polizeischutz hatte der damalige sozialdemokratische Kultusminister Joist Grolle den Schriftzug entfernen lassen und damit internationale Proteste ausgelöst. Der Name war später von StudentInnen wieder angebracht worden.

Die von 1976 an von der CDU geführte Landesregierung unter Ernst Albrecht hatte der Universität ebenfalls die Namensführung verweigert. Sie verzichtete jedoch auf eine erneute Entfernung des sichtbaren Namenszuges.