Alternative 3.-Oktober-Party

■ Heftige Straßenschlacht in Berlin-Kreuzberg/ Rücksicht auf unbeteiligte Passanten

Nach Abschluß einer friedlichen Demonstration mit 10.000 Teilnehmern gegen Ausländerfeindlichkeit am 3. Oktober in Berlin ist es zu schweren Krawallen in Kreuzberg gekommen. Rund 600 Autonome lieferten sich unter dem Beifall von Tausenden eine heftige Straßenschlacht mit der Polizei. Die Auseinandersetzungen flammten gleichzeitig an mehreren Stellen auf. Während die Polizei an einer Stelle mit schwerem Räumgerät brennende Barrikaden löschte und wegräumte, wurden neue brennende Hindernisse an anderen Straßen aufgebaut. Mindestens fünf Bauwagen wurden in Brand gesteckt. Einige Autos wurden zertrümmert, allerdings nicht, wie die Polizei angab, von Demonstranten, sondern überwiegend durch Räumpanzer und schwere Wasserwerfer der Polizei. Obwohl die Polizei 59 Personen festnahm, von denen 7 inzwischen dem Haftrichter vorgeführt wurden, kontrollierten die Autonomen und ihre zumeist türkischen Sympathisanten die Szenerie über Stunden. Fast sämtliche türkischen Kneipen öffneten ihre Türen für die von der Polizei gejagten Demonstranten, ebenso die Türen von Dutzenden von Häusern. Filmreife Szenen waren zu beobachten. So schützten Barrikadenbauer einen 70jährigen, der sich ganz allein mit einem Krückstock bewaffnet der Polizei entgegenstellen wollte. „Lieber sterbe ich, als daß Opa was passiert“, sagte einer. Deutlich war, daß die Autonomen bemüht waren, Unbeteiligte nicht zu gefährden.

Kaum einer der aktiv Beteiligten bemühte sich, der Randale eine politische Motivation zu unterstellen. Zu deutlich war, daß vor allem den Jugendlichen die ganze „alternative“ 3.-OKtober-Party höllischen Spaß machte. Gegen 9 Uhr verschwanden die Autonomen fast wie auf Kommando. Gerüchte sagten, daß eine Fortsetzung am Alexanderplatz geplant sei. Dem war aber nicht so. Am Schauplatz SO 36 blieben die Voyeure zurück, vorwiegend Jugendliche, die sich lieber Hasch reinziehen als Steine in die Hand zu nehmen. „Kurz, aber spitze“, war der Kommentar der meisten. aku