„Roachford“-Mix: Rock+Soul+Gassenhauer:

■ Black Rock Night im Modernes

Im neuen Film von Alan Parker „The Commitments“ gibt es eine Dialogstelle, die auf Stilmixer wie Andrew Roachford paßt wie die Nadel in die Rille: Bei der legendären Introduktion von „A Whiter Shade of Pale“ erzählt da ein Musiker seinem Kollegen: „Die hat Procul Harum von Marvin Gaye geklaut“, worauf dieser kontert: „Und der hat sie von Johann Sebastian Bach“.

Solche Notendetektive wären am Samstag abend im Modernes bei jedem Gitarrenriff fündig geworden: vom dreckigen Sixtiessound der Orgel über Roachfords Stimme, die irgendwo zwischen James Brown und Little Richard liegt, bis zu den sehr eingängigen Melodien, die manchmal bis in die banalen Untiefen von „Slade“ herunterreichen: Alles hat man so ähnlich schon mal gehört, aber es klingt aufregend, neu und erstaunlich gut.

Den Andrew Roachfords Musik ist keine Ausgeburt der Sample — Computer, sondern wird leidenschaftlich auf der Bühne zurechtgezimmert. Die Band mit zwei Gitarristen, Keyboarder, Bassist, Drummer und Sänger Roachford (zeitweise auch als dritter Gitarrist oder zweiter Keyboarder), verschmilzt den harten Rocksound mit den schwarzen Soul- und Blues-Rhythmen zu einer sehr bodenständigen Einheit, bei der sich sehr gut tanzen läßt, so daß am Samstag abend im Modernes nur sehr wenige Zuhörer auf den Stühlen oder hinter der Theke klebten. Vor allem bei ihrem gerade aktuellen Hit „Get Ready“ und den Singleauskopplungen der Debut-LP „Cuddly Toy“ und „Family Man“ herrschte beste Samstagabendstimmung, aber auch mit den weniger bekannten Stücken bewies die Band, daß sie alles andere als ein „one hit wonder“ ist. Roachford hat aus den altbekannten Zutaten einen neuen, scharf gewürzten Eintopf gekocht, und nachdem er augenzwinkernd in der letzte Zugabe mit Sly Stones „Dance to the Music“ seine Vorbilder huldigte, kann ihm auch der strengste Stilpurist nicht mehr so ganz böse sein. Willy Taub