Otto Moralverbraucher

■ Du bist, was du ißt!

Weizsäcker ißt für Deutschland. Heute zum Beispiel in Prag. Wo aber war der Weizsäcker, als es in Hoyerswerda kochte? Wo warst du, Weizsack? Wo war der gute Mensch von Villa Hammerschmidt, dieser gesamtdeutsche Gefühlsadelige, der sich mit seiner historischen Rede vom 8. Mai in die Hitparade der Schönschwätzer reingeredet hat? Jeden Styroporkongreß garniert er mit Geschwafel, jedes Festbankett wird von ihm mit Laber beliefert. Sein Spitzenspruch: »Einheit heißt teilen lernen«.

Wo war er aber, unser Präsident, unser gutes Gesamtgewissen, um dem neudeutschen kleinen Otto Moralverbraucher in der finstersten Stunde seine lichte Botschaft zu bringen? Wo war er, den Worten Taten folgen zu lassen, mit ihnen das Brot zu teilen, dort ein Festbankett zu geben? Einen Empfang für in- und ausländische Mitbürger, einen Beitrag zur Verständigung von Mensch zu Mensch? Das wäre doch mal ein schöner Ort für aristokratische Besinnlichkeiten gewesen. Da hätte er seine Silberlocke zwischen die Fronten werfen können. Wofür halten wir uns schließlich diesen Dressman? Er hätte doch eingreifen müssen als Retter der Ehre der Nation vor dem weltweit gefürchteten häßlichen Deutschen! Vielleicht nicht mit ihnen reden, das hilft nicht gegen Ausländerhetze. Liebe geht durch den Magen. Da muß das monokulturelle Übel an der Wurzel gepackt werden, da muß die deutsche Einheitseintopfkotzbrühe ausgelöffelt werden: in der bratkartoffeldeutschen Hölle von Hoyerswerda gibt es nicht mal 'ne Pizzeria!

Weizsack! Das Problem ist noch nicht gegessen, auch wenn Du letzte Woche (etwas verspätet) gute Manieren in drei Asylantenheimen vorführtest. Raus aus der Villa, ab in die Imbißbude. In Hoyerswerda brauchen die Leute Gyros, Döner und Falafel. Austeilen lernen! Arnulf Rating