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Mittwoch in der Glocke: Sharon Kam

■ Mit Klarinette und Skateboard

Frau

dunkelhaarig

Das „Haifa Symphony Orchestra“ ist neben dem Philharmonischen Orchester das renommierteste und älteste Orchester Israels. Es kommt in dieser Woche mit seinem Chefdirigenten Stanley Sperber nach Bremen.

Das Orchester führt zum ersten Male in Europa das Stück „A Childs World“ des jungen israelischen Komponisten Aharon Harlap (geb. 1941) auf, eine liebenswerte, illustrative Miniatur, anknüpfend an Stawinskis und Prokofjews Kindermusik.

Das Haifa-Symphonie-Orchester spielt Dvoraks „slawische“ Symphonie Nr. 6 (op. 60 in D-Dur) und stellt mit Mozarts Klarinettenkonzert KV 622 die junge israelische Klarinettistin Sharon Kam vor. Mit 17 Jahren gewann sie 1988 den 1. Preis des israelischen Jugendtalentwettbewerbs. taz: Eine Tournee ist hart..

Sharon Kam: Ja und nein. Die Reiserei, jeden Tag eine andere Stadt, das ist anstrengend. Aber ich kenne das Konzert sehr gut, das Spielen ist nicht so schwierig.

Wieviele Stunden üben Sie täglich während einer Tournee?

Ein oder zwei Stunden.

Nicht mehr?

Ich habe nie mehr als ein oder zwei Stunden gespielt.

Wann haben Sie angefangen, Klarinette zu spielen?

Als ich zwölf war.

Ist das üblich unter Klarinettistinnen, daß man so wenig üben muß?

Ich weiß nicht. Ich habe Freunde, die spielen viel mehr... Das kommt darauf an, wieviel Sie in eine Stunde hineinpacken. Manche spielen Tonleitern, stundenlang. Ich konzentriere mich und schaffe viel in zwei Stunden.

Wer ist Ihr Lieblingskomponist?

Brahms, Schumann, die Romantiker.

Aber in dem Konzert am Donnerstag müssen Sie Mozart spielen.

Ich spiele auch gern Mozart, weil er sehr schöne Melodien hat. Eine sehr einfache Musik, aber in reiner Form.

In einem anderen Konzert dieser Tournee haben Sie Webers Klarinettenkonzert gespielt. Welches von beiden gefällt Ihnen besser?

Mozarts Musik ist kunstvoller, Carl-Maria von Weber ist mehr wie ein Spaß, wie im Theater gibt es da verschiedene Charaktere, verschiedene Stimmungen — das ist mehr wie ein Spiel, ausgelassen. Mozart ist ernster, verlangt mehr Konzentration. Ich spiele sie beide gern.

Wann spielten Sie zum ersten Mal mit dem Haifa-Orchester?

Vor zwei Jahren haben wir eine CD eingespielt, also einige Jahre.

Was für eine CD?

Mozart. Dasselbe Konzert. Viele Mitglieder des Orchesters haben seitdem gewechselt.

Spielen Sie es heute anders?

Sehr, sehr anders. Schneller, lebendiger. Ich liebe es jetzt leichter. Vielleicht spiele ich es in einigen Jahren wieder anders.

Spielen Sie moderne israelische Komponisten? Ernest Bloch?

Der hat nichts für Klarinette geschrieben.

Komponisten des 20. Jahrhunderts?

Stravinski, Polenc..

Was tun Sie, wenn Sie nicht musizieren?

Ich fahre Skateboard, jeden Tag.

Schnecke?

In den Straßen, im Park in New York.

Und da studieren Sie Musik?

Ja, an der Julliard-School.

Gern?

Klar, ich habe ja auch viel Zeit, weil ich nur zwei Stunden am Tag übe. Fragen: K. W.

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