Wennse gude Görber ham, warum nich?

■ Neuer Sendeplatz für Ost-Männermagazin

Mann-Day — das ist ein nicht mehr ganz neues Männermagazin, mit dem sich Antenne Brandenburg bereits im letzten Jahr den neuen (West)-Zeichen der Zeit stellen wollte. Aber der zunächst feierabendliche 19 Uhr-Sendetermin — zudem auch noch in Kollisionskurs zum allseits beliebten Sandmännchen- verbat bisher zum größten Ärgernis der Mann-Day- Macher jede Art von wahrem Peep und geiler Show. Nun endlich, da die Länderkette bereits in den letzten feuchtwarmen Zügen liegt, wurde in der DFF-Programmkonferenz zum ersten und wohl auch letzten Mal eine beherzte Lanze für die Erotik gebrochen: Mann-Day rutschte auf die stets geforderte späte Sendezeit, die nun endlichalles möglich macht, weil eh schon alle schnarchen.

Was dann aber heute abend über den Interfunk-Bildschirm flimmert und sich so gerne an den RTL Private-life-Machwerken »Midnight« und »M« messen würde, ist vor allem ein vielsagendes Abbild von dem, was »der Ostler« unter einem »gut gemachten Erotikprogramm« verstehen soll.

Mit dem freidenklerischen Charme der frühen 70er Jahre lamentieren die Mann-Dayler doch in ihrer ersten kinderfreien Nummer tatsächlich ernsthaft über über das Zutrittsverbot in feministischen Etablissements, portraitieren den wohl langweiligsten »Ossi des Monats« und, — wegen der Ost-West-Ausgewogenheit — dann noch den Bayern an sich. Ina Deter — immer wieder gern gehört — hat in der Hinterwelt des fernen Ostens offensichtlich ihr Gandenbrot gefunden und fordert ein, vielleicht endlich letztes Mal ihre »neuen Männer«, während halbnackte männliche Modells derweil zwischen Potsdamer Stadtruinen selbst im Westen untragbare Mode vorführen. Das gehöre, so der zuständige Man-Day-Redakteur, zum Serviceteil des 30-Minuten-Magazins mit dem vielsagenden Untertitel »...auf dem Weg zum Weltmann«, in dem Pappi auch schon mal erfährt, was man(n) so alles gegen vorschnellen Haarausfall unternehmen kann. Und wo, so fragt sich das dann doch wohl eher an anderen Dingen interessierte Publikum, bleiben denn nun die Perversionen? Der Lohn für spätes Aufbleiben — auch hier nur höchstens 60 Prozent des West-Salaires. Denn so richtig rumorgeln dürfen natürlich auch in der Länderkette nur die trickfilmanimierten Weihnachtsgänse, der Hipp-Hopp-Strip im harten Westwind läßt eher an Influenza denken und selbst das versprochene Busenwunder versteckt sich schamhaft hinter Body-Styling-Schminke aus dem Hause DFF - auch das also ein glatter Reinfall. Aber etwas ganz besonderes haben sie sich dann noch ausgedacht, das Bonbon der Redaktion gewisssermaßen: auf vielfachen Wunsch der weiblichen Kundschaft — die Frauen in der DDR waren schließlich schon imer emanzipiert — gibt es als Betthupferl noch einen richtigen Man-Strip. Und weil ja jetzt auch beim Peep die Demokratie herrscht, darf das Volk noch eben schnell ins phallische Micro hauchen, was es davon hält: »Wenn‘s gude görber ham, warum nischt?« In diesem Sinne: allzeit gute Nacht. Klaudia Brunst