Brandenburger Naturschutz

■ In der Oderniederung gibt es eine für Mitteleuropa einzigartige Landschaft

Angermünde. Der geplante deutsch-polnische Nationalpark »Unteres Odertal« könne ein »sichtbares Zeichen für Aussöhnung in Europa« setzen, erklärte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Sonntag in Criewen im brandenburgischen Kreis Angermünde vor Journalisten. Er hatte das 32.000 Hektar große Areal mit seinem Brandenburger Amtskollegen Matthias Platzeck (Bündnis 90) besichtigt. Töpfer sicherte Bundesmittel für den Nationalpark zu. Zunächst müßten jedoch die Eigentumsstrukturen geklärt werden. Das Gelände ist zum größten Teil in Privatbesitz. Es sei denkbar, wenn Bürger nicht verkaufen wollten, einzelne Flächen langfristig zu pachten, so der Bundesminister.

Töpfer wies darauf hin, daß auf der ersten Sitzung des deutsch-polnischen Umweltrates im September in Warschau eine gemeinsame Kommission für nachbarschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umweltschutzes eingerichtet wurde. Erste Aufgabe sei die Erstellung einer grenzüberschreitenden Naturschutzkonzeption im unteren Odertal.

Brandenburgs Umweltminister betonte, daß Naturschutz nicht die Entwicklung verhindere, sondern sie der Natur anpasse. In dieser Hinsicht seien auch vernünftige Kompromisse notwendig, was die Bedeutung der Oder als Wasserstraße betreffe. Deshalb komme er schon nächste Woche mit Verkehrsminister Jochen Wolf (SPD) zusammen. Unvereinbar mit dem Nationalpark sei hingegen das ursprüngliche Autobahnprojekt.

Das Areal des künftigen Nationalparks erstreckt sich in Brandenburg zwischen Hohensaaten und Mescherin an der Oder und auf polnischer Seite bis kurz vor Stettin. In der zwei bis drei Kilometer breiten und 60 Kilometer langen Oderniederung hat sich eine Landschaft erhalten, die einzigartig in Mitteleuropa ist. Allein 226 Vogelarten leben dort, darunter der seltene Seeadler und der in Deutschland beinahe ausgestorbene Schwarzstorch. Der Odertalrand ist besonders reizvoll durch seine Hang- und Schluchtwälder sowie die Quellgewässer. Bauern der Dörfer auf dem Areal sollen ökologische Landwirtschaft betreiben können.

Zum klaren Konzept sei die während der politischen Wende geborene Idee geworden, so Ansgar Vössing, Beauftragter des Brandenburger Umweltministers für den Nationalpark. Die Landesregierung habe bereits sechs Millionen Mark für das Projekt eingeplant. Wegen seiner internationalen Bedeutung als Feuchtgebiet hat auch die Europäische Gemeinschaft ihre Unterstützung in Aussicht gestellt. adn