Tempo-30-Schilder sollen verschwinden

■ In 41 Straßen will Verkehrssenator Haase »bald« die Tempo-30-Schilder abmontieren lassen/ Führt die Verkehrsberuhigung zu mehr Unfällen?

Berlin. Trotz Protesten von SPD, Bündnis 90/Grüne und Betroffenen hält Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) an seiner Absicht fest, in mehr als 40 Straßen im Westteil der Stadt die Tempo-30-Schilder abzumontieren.

Haases Staatssekretär Ingo Schmitt nannte gestern die Namen von 41 Straßen, in denen »bald« wieder Tempo 50 gelten werde. Wann die Schilder im einzelnen abmontiert würden, sei noch offen, ergänzte gestern Haases Sprecherin Uta-Micaela Dürig. Die Senatsverkehrsverwaltung werde diese Arbeiten vom Polizeipräsidenten anordnen lassen.

Die Überprüfung von 52 Tempo-30-Straßen habe einen »allgemeinen Trend zu mehr Unfällen« ergeben, begründete Schmitt die Pläne seiner Behörde. In einigen Fällen habe man stagnierende Unfallzahlen registriert, in dreizehn Fällen sei es nach der Einführung von Tempo 30 sogar zu »schwereren Unfällen als zuvor« gekommen. Schmitt nannte als Beispiel die Lützowstraße. Hier hätten sich in den neun Monaten vor der Geschwindigkeitsbeschränkung 109 Unfälle ereignet, drei Menschen seien schwer und 19 leicht verletzt worden.

In den neun Monaten nach Verhängung des Tempolimits seien 146 Unfälle registriert worden. 15 Menschen seien leicht und sechs schwer verletzt worden. Eine Person sei an den Unfallfolgen gestorben.

Der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne, Michael Cramer, wies diese Argumente gestern zurück. Die von Schmitt genannten Zahlen seien nicht vergleichbar, da in dem Zeitraum nach Einführung des Tempolimits der Verkehr in Berlin stark zugenommen habe. Cramer verwies auf Untersuchungen des Deutschen Städtetages, die in Tempo-30-Straßen eine geringere Zahl schwerer Unfälle ermittelt hätten.

Haases Sprecherin räumte ein, man wolle nicht behaupten, daß Tempo 30 die »Ursache« der gestiegenen Unfallzahlen sei. Man werte die Zahlen lediglich als »Indiz«, daß Tempo 30 »kein Wundermittel« gegen Verkehrsunfälle sei, erklärte Schmitt. taz