US-Geisel Terry Anderson meldet sich per Videoband zu Wort

Beirut (afp) — Für die im Libanon festgehaltenen westlichen Geiseln gibt es neue Hoffnung. Die libanesische Fundamentalistenorganisation „Islamischer Heiliger Krieg“ veröffentlichte am Sonntag erstmals ein Videoband ihrer US-Geisel Terry Anderson. Darin fordert der Journalist die Freilassung aller in israelischen Gefängnissen einsitzenden Araber. Dies sei unbedingt nötig, um das Geiselproblem zu lösen, erklärte Anderson, der bereits am 16. März 1986 in Beirut verschleppt worden war.

Anderson, bis zu seiner Entführung Leiter des Nahost-Büros der US-Nachrichtenagentur Associated Press in Beirut, sagte in der von CNN Atlanta kurz nach Mitternacht ausgestrahlten Videoerklärung, seine Entführer hätten ihm „bald sehr gute Nachrichten“ angekündigt. Er wisse allerdings nicht, was sie darunter verstünden. Anderson wird offenbar gemeinsam mit dem Amerikaner Thomas Sutherland und dem Briten Terry Waite festgehalten, da er sie als seine „Mitgefangenen“ bezeichnete. Sie würden alle „mit Respekt“ behandelt, erklärte Anderson, der in guter Verfassung zu sein schien.

In dem Begleitschreiben zum Videoband erklärte die Fundamentalistenbewegung, mit der Veröffentlichung wolle sie auch ein Versprechen einhalten, das der ehemaligen britischen Geisel John McCarthy gegeben worden sei. Dieser habe darum gebeten, den Gefangenen eine Botschaft zur Beruhigung ihrer Familien zu ermöglichen. Wörtlich hieß es darüber hinaus in der Erklärung: „Wir schätzen es als notwendig ein, daß die Gefangenen ihre Meinung über ihr Problem schildern können und handeln in dem Ziel, die praktischen, ernsthaften und dauerhaften Schritte auf der Suche nach einer globalen Lösung der Geiselfrage zu beschleunigen.“

Das Videoband war durch die Vermittlung des prosyrischen Fernsehsenders El Machrek in Beirut an CNN gelangt. Dies bestätigte der Direktor von El Machrek, Ghaleb Kandil. Seiner Darstellung zufolge habe am Samstag ein anonymer Sprecher der Untergrundbewegung in dem Sender angerufen und gebeten, CNN den Vorschlag zu übermitteln, einen Fragenkatalog zu formulieren. Kandil zufolge wurde diese Fragen auch vom CNN-Büro aus Atlanta vorgelegt, die El Machrek wiederum an die Entführer weitergegeben habe. Wenige Stunden später sei das Videoband mit einer zwölfminütigen Erklärung Andersons eingetroffen, sagte Kandil.