Neuer Museumsführer: Wiesel Musel

■ Selbstgemachte Museumspädagokik im Überseemuseum: Mit Musel von den Vitrinen zu den Eskimos

Ein Wiesel geht um im Überseemuseum: Das Museumswiesel namens Musel. Es soll vor allem kleinen Kindern ein Begleiter im Überseemuseum sein. Eine Integrationsklasse lernbehinderter und nichtbehinderter Kinder des zweiten Schuljahres der Robins- Balje-Schule in Huchting hatte das Musel schon am Montag kennengelernt. In der Schule hatten sie zusammen mit ihren Lehrerinnen Christiane Steinhart und Petra Perplis Spiele aus dem Musel- Koffer gespielt: Memory, Quartett und Puzzles zu Ländern und Leuten, ihren Häusern, Hütten und Zelten. In dem Riesenbilderbuch „Musel-Abenteuer im Übersee-Museum“ erzählt das Musel Geschichten, die es im Übersee-Museum erlebt hat.

Am Dienstag morgen machten sich die sechzehn neugierigen kleinen Leute im Museum auf die Suche nach dem mal kleinen, mal großen Museumstier. Mareike Molkewehrum, Museumspädagogin im Übersee-Museum und schwerpunktmäßig beschäftigt mit Ökologie, hat das Musel erfunden und selbst gezeichnet. Sie ersann und bastelte den Spielekoffer, der Schulen und Kindergärten ausgeliehen wird, um spielerisch auf den Museumsbesuch vorzubereiten — „alles handgeschnitzt“, sagt Molkewehrum und meint die finanzschwache Situation der Museumspädagogik. Alle Motive des Quartetts und der anderen Spiele sind im Original im Museum zu sehen: Eisbär, Giraffe, Indianerzelt, die Iglus der Arktisbewohner und vieles mehr.

Anhand von großen Bildkarten laufen die Kinder am Dienstagmorgen los und suchen die abgebildeten Motive in den verschiedenen Etagen. Bei den Vitrinen sind wiederum Puzzleteile versteckt, die die Kinder beim großen Mammutbaumstamm zusammentragen und zum Musel zusammensetzen. Doch das Puzzle- Musel ist an diesem Morgen etwas widerspenstig und läßt sich nicht so einfach zusammenfügen. Frau Lehrerin fordert Geduld, und dann wird das Musel doch noch ganz. Nach dieser Arbeit führt Mareike Molkewehrum die Kinder zu den Vitrinen, die das Leben in der Arktis darstellen. Ein Leben ohne Bäume und Pflanzen, wie auch das Musel in seinem ersten Abenteuer erfahren mußte. Wie müßten wir ohne Bäume leben, ist die Fragestellung, die Molkewehrum mit dem Ausflug in die Arktis deutlich machen will. Schließlich hatte das Musel sich sehr beklagt, bei den Eskimos, die in Wahrheit Inuit heißen, nur Fleisch zu essen bekommen zu haben. In der Arktis wächst eben kein Salat.

„Der Eisbär beißt doch wirklich nicht mehr?“ fragt der kleine Kai noch vorsichtig. Aber bald drücken sich die Kinder die Nasen an den Vitrinen platt, eine Stirn stößt an die Glasscheibe. Aufmerksam suchen sie Musels Erlebnisse nachzuspinnen. Einfach ist das nicht, und deshalb ist besonders die Geduld der Lehrerin auf die Probe gestellt. Später fühlen die Kinder in einer Grabbelkiste unter einem schwarzen Tuch nach Gegenständen, die es ohne Bäume gar nicht gäbe: Papier, Kork, Gummi, Honig, Cola, Schokolade und anderes. Molkewehrum: „Man braucht nur einmal durch den Haushalt zu gehen, um die Dinge zu sammeln.“ Anhand einfachster Gegenstände sollen Abhängigkeiten zwischen Natur und Mensch deutlich werden, Voraussetzung für einen bewußteren Umgang mit der Natur. Dabei ist es Mareike Molkewehrum wichtig, daß die Kinder das Museum als einen eigenen Ort begreifen. Oft genug sieht sie Pädagogen die Schulsituation im Museum fortsetzen. Lernzwang führt ihrer Meinung nur dazu, daß „die Schüler dann nie wiederkommen“.

Julia Kossmann

Musels Abenteuer gibt es zum Ausmalen im Überseemuseum für 2,50, den Koffer und Musel-Führungen für Schulklassen gibt es auf Anfrage, Tel. 397-9736