Olympia-Bahnhof privat finanziert?

■ Verkehrsverwaltung lehnt Neubau des ehemaligen Bahnhofs »Stadion der Weltjugend« ab

Mitte. Wenn es nach der Verkehrsverwaltung geht, wird die neue große Olympiahalle auf dem Gelände des Stadions der Weltjugend im Bezirk Mitte nicht so optimal an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, wie dies Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) wünscht. Die Verwaltung sträubt sich insbesondere gegen den von verschiedenen Fachgutachtern geforderten Aus- und Umbau des ehemaligen U-Bahnhofs Stadion der Weltjugend (jetzt Schwarzkopffstraße), für den Nagel 150 Millionen Mark ausgeben möchte. Es sei »unangemessen«, die Summe oder womöglich noch mehr Geld in einen einzigen Bahnhof zu stecken, kritisierte der zuständige Abteilungsleiter Christian Lotze. In dem vorgesehenen Umfang laufe der Bahnhofsumbau auf einen »Neubau« hinaus.

Nach Meinung der Planer in der Verkehrsverwaltung würde es ausreichen, wenn man bei dem Bahnhof die Bahnsteige für Sechs-Wagen- Züge verlängerte (so wie es für alle Stationen der Linie 6 zwischen Reinickendorfer Straße und Kochstraße beabsichtigt ist) und die Zu- und Abgänge von der Mitte der Chausseestraße auf die Gehsteigseiten verlegt. Weil zwischen Bahnsteig und darüber liegender Straße kein Platz für eine Verteilerebene da ist, müßten für die neuen Aufgänge die Gleise erst aufwendig untertunnelt werden.

Ursprünglich bestand deshalb in einer Verkehrsarbeitsgruppe der Olympia-GmbH Einvernehmen, daß es am günstigsten wäre, den gesamten Bahnhof um rund 20 Meter zum Stadiongelände hin zu verschieben. »Die zu erwartenden Fahrgastströme erfordern den Ausbau des U-Bahnhofs Schwarzkopffstraße zu einem leistungsfähigen Bahnhof hinsichtlich der Gestaltung der Zu-/Abgänge von/zur Olympiahalle, dem Fassungsvermögen der Bahnsteige und der Erweiterung des Gleisnetzes im Bahnhofsbereich mit Schaffung von Abstellkapazitäten«, heißt es in dem Zwischenbericht der Arbeitsgruppe. So sei vorgesehen, die Bahnsteiganlage direkt unter dem Vorplatz zwischen der Olympiahalle und der Chausseestraße anzuordnen. Das hätte auch Vorteile für einen ungestörten U-Bahn-Betrieb während der Bauzeit für die neuen Bahnhofsanlagen. Lotze bezeichnete die Vorplanungen dazu als »Träumerei, da man die Vorstellungen des Investors nicht kennt«.

Auch die Kostenargumentation der Planer aus dem Hause Senator Haases läßt allerdings einen entscheidenen Punkt unberücksichtigt: Der Senat kann sich, wenn auch auf Umwegen, das Geld für einen Bahnhofsneubau von den Olympiahallen- Investoren wiederholen. Eine Handhabe bieten die schriftlich fixierten Vorgaben eines kürzlich gestarteten Investoren-Wettbewerbs, die wiederum der gültigen Stellplatzverordnung entsprechen. Weil die umliegenden Straßen nicht mehr Autoverkehr verkraften, dürfen für die Mehrzweckhalle und einen Dienstleistungskomplex statt der vorgeschriebenen 5.700 nur 1.500 Wageneinstellplätze gebaut werden. Für jeden der eingesparten 4.200 Stellplätze müssen die Investoren laut der Stellplatzverordnung einen sogenannten Ablösebetrag hinblättern, im konkreten Fall 40.400 Mark. Was zusammengenommen den stolzen Betrag von 169,68 Millionen Mark ergibt — mehr als genug für einen neuen, schicken Bahnhof. Und an der eindeutigen Festlegung im Ausschreibungstext ist nicht zu deuteln: »Die Mittel werden für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkers verwandt«, steht da geschrieben.

Obwohl frühestens 1993 der Grundstein für die Halle gelegt werden soll, stellt die Verkehrsverwaltung auch einen Trambahnanschluß vom Lehrter Stadtbahnhof über die Invalidenstraße in Frage. Ob und wann eine Straßenbahnlinie in die Invalidenstraße gelegt wird, könne derzeit noch nicht verbindlich gesagt werden, heißt es lapidar in einem Schreiben an die Bauverwaltung. Die mit 15.000 Plätzen geplante Sport- und Showarena werde daher im Nahverkehr »zunächst« ausschließlich mit S-Bahn, U-Bahn und Bus erreichbar sein. Thomas Knauf