Aktion praktische Solidarität

■ Viele Bürger wollen den Flüchtlingen tatkräftig beistehen

Ob Christen, Grüne, Sozialdemokraten, Autonome oder Theaterleute, die Zahl derjenigen, die sich in vielfältiger Weise den Ausländerhassern in NRW entgegenstellen, wächst. So findet in der Düsseldorfer St. Lambertuskirche am Donnerstag ein ökumenischer Gottesdienst statt, für den die beiden Geistlichen einen Satz aus dem Matthäusevangelium als Motto ausgewählt haben: „Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich angenommen.“ Die Idee zu dem Gottesdienst, der „uns gegenseitig ermutigen soll“, so Pfarrer Gerike, sei aus der Erkenntnis entstanden, „daß wir als Christen reagieren und bereit sein müssen, Solidarität mit den Asylbewerbern zu praktizieren“.

Inzwischen wird in zahlreichen Städten NRWs dieser Schutz über Mahnwachen organisiert. Im rheinischen Schildgen sind es christliche Jugendliche, die sich vor dem örtlichen Aussiedlerheim, in das Steine und Brandsätze geworfen wurden, postiert haben. In Recklinghausen bemüht sich der örtliche Flüchtlingsrat, für die schon zweimal überfallenen Roma-Unterkünfte am Wochenende rund um die Uhr Mahnwachen aufzustellen. In Detmold wird ein Netz von Soli- Gruppen aufgebaut, das nach dem Motto „Dem Haß keine Chance“ Hilfe bei Zwischenfällen anbieten und die Unterkünfte regelmäßig beobachten will. Als rechtsradikale Demonstranten im sauerländischen Wenden vor ein Asylbewerberheim ziehen wollten, verhinderten Gegendemonstranten das durch eine Menschenkette. Ob im münsterländischen Telgte oder in Gelsenkirchen, ob in Bochum oder in Düsseldorf, größere und kleine Demonstrationen gegen den Ausländerhaß hat es an vielen Orten in NRW gegeben.

Aktiv wurden dabei auch jene, für die die Aktion auf der Straße nicht unbedingt zur Routine gehört. So will NRW-Bauministerin Ilse Brusis zusammen mit der Bochumer Landtagsabgeordneten Birgit Fischer „Begleitdienste“ für AusländerInnen anbieten. Das Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses steht den Roma und Sinti, die für ihr Bleiberecht in Düsseldorf am Rhein campieren, seit ein paar Nächten regelmäßig bei. Als dort vor ein paar Tagen aus rechtsradikalen Kreisen ein Überfall angekündigt wurde, hatte es eine bisher einmalige Schutzkoalition gegeben. 50 Polizisten und etwa 80 Autonome waren zum Rhein geeilt, um den Camp-Bewohnern beizustehen.

Aktionen gegen Fremdenhaß auch in anderen Bundesländern: In Hamburg wurde jetzt eine „Aktion für den inneren Frieden“ gegründet, in deren Aufruf es heißt, Hamburg könne nicht leben, wenn Ausländer in Hamburg nicht leben können. Walter Jakobs