113 Meter hochgestapelter Müll vor der Tür sind zuviel

■ Marzahner Bürgerinitiative und PDS fordern die Schließung der Deponie

Marzahn. Höher als die angrenzenden sechsstöckigen Plattenbauten ist die Mülldeponie Ahrensfelder Berge. Etwa 113 Meter ragt der Bauschuttberg in die Höhe; alte Kühlschränke und Fernsehgeräte, riesige Betonplatten und Holzbalken gehören zur Aussicht der benachbarten Schulen.

Ende März nächsten Jahres soll endgültig Schluß mit der Verkippung sein, das hat jetzt Bausenator Wolfgang Nagel zugesichert. Nur drei Monate später soll die Rekultivierung der 20 Hektar großen Fläche abgeschlossen sein. Der Bürgerinitiative Bauschuttkippe reicht das nicht: Zusammen mit der Marzahner Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) und der PDS-Fraktion im Berliner Senat fordert sie die sofortige Schließung und Bodenanalysen, auch für die Nachbargrundstücke.

»Keine vergleichbare Deponie grenzt so unmittelbar an ein dichtbesiedeltes Wohngebiet«, klagt Rainer Witzel, Sprecher der Initiative. Seit zwei Jahren kämpft diese bereits für die Schließung der Halde. Jahrelang konnten Firmen und Private wild ihren Müll auf die Kippe werfen. Erst seit August ist das Gelände nachts verschlossen.

Doch die Kontrolle, kritisieren die Marzahner, sei dürftig. Sie befürchten, daß die Firmen diese Situation nutzen, um auch Giftmüll loszuwerden. »Chronische Bronchitis und andere Erkrankungen der Atemwege sind an der Tagesordnung«, berichtete Witzel jetzt der Presse, außerdem rutsche nach starkem Regen immer wieder Matsch in die umliegenden Grundstücke ab. Zwei Kinderkombinationen und vier Schulen liegen im direkten Umfeld, eine fünfte ist bereits geplant.

Im Mai baten die Bürger bei der Senatsabteilung für Bauabfallentsorgung um Unterstützung: der Boden solle gründlich untersucht, die Deponie geschlossen und zu einem Park umgestaltet werden. Erst Ende Juli, nach Ablauf der vorgeschriebenen Frist, erhielt die BI Antwort. Der Senat ließ wissen, daß er ausgerechnet den Betreiber der Deponie, die Berliner Tief- und Verkehrsbau Gesellschaft, mit der Untersuchung beauftragt habe: »Wir rechnen mit einem Abschluß dieser Angelegenheit nach Ablauf von ca. 8 Wochen.« Diese späte Antwort reichte der Initiative keineswegs. Sie wandte sich direkt an Bausenator Nagel und erhob gleichzeitig Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die gesamte Abteilung.

Hilfe fand die Initiative schließlich bei Eva Müller, umweltpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. Diese stellte Ende September eine Mündliche Anfrage zur Bauschuttkippe Ahrensfelder Berge, die allerdings nicht behandelt wurde. Doch Senator Nagel antwortete prompt: er bestätigte die Schließung »mit Ablauf des März 1992«.

»Durch unregelmäßige, fast wöchentliche Kontrolle der Deponie ist sichergestellt, daß nicht zugelassene Bauabfälle nicht abgelagert werden«, schrieb er, »Beweise für das Gegenteil liegen dem Senat nicht vor«. Die Anwohner halten diese Antwort für eine Frechheit; ein Blick auf den umstrittenen Dreckhaufen beweise ihm das Gegenteil.

Zudem sei das Gelände früher zur Munitionsentsorgung genutzt worden, so die PDS, nur eine Untersuchung der tieferen Schichten könne Aufschluß geben. »Dort lagert Sondermüll«, vermutet BI-Sprecher Witzel, der Senat müsse auch wegen der Nähe zum Wuhletal sofort ein Gutachten bei einem unabhängigen Sachverständigen in Auftrag geben. Christian Arns