Aus für Nachwuchs an der Humboldt-Uni

Mitte. Auch die Creme des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Humboldt-Universität (HUB) soll dem Rotstift zum Opfer fallen. Nur rund die Hälfte der ForschungsstudentInnen und AspirantInnen sollen durch Stipendien aus Berliner Landesmitteln weiter gefördert werden. Dies empfiehlt der Bericht der Nafög-Kommission über die Evaluierung der Forschungsthemen und des Arbeitsstandes der NachwuchswissenschaftlerInnen.

Nach Auffassung des »Sprecherrates der Forschungsstudenten und Aspiranten« stellen die rund 800 NachwuchswissenschaftlerInnen die Leistungsspitze der drei jüngsten Jahrgänge des wissenschaftlichen Nachwuchses dar. Sie seien mittels eines Verwaltungsaktes in die Promotionsförderung aufgenommen worden, der im Sinne des Einigungsvertrages Vertrauensschutz genieße. Der rot-grüne Senat hatte diese Auffassung geteilt. »Der jetzige Senat sieht dagegen keine rechtliche Grundlage und daher auch keine Möglichkeit, die Förderung weiterzuführen«, erläuterte Romuin Reich, Referatsleiter in der Senatsverwaltung, gestern auf einer Informationsveranstaltung. Die zuständigen Ausschüsse hätten daher beschlossen, die Weiterzahlung von einer positiven Bewertung des Forschungsthemas und des aktuellen Bearbeitungsstandes durch eine Expertenkommission abhängig zu machen.

»Ich finde es sehr verwunderlich, daß die Rechtsauffassung des Landes Berlin davon abhängig ist, welche Partei an der Regierung ist«, sagt Olaf Zaplo, der Sprecher des Rates. Auch gebe es für die Maßnahmen des Senates keine Rechtsgrundlage, da der Beschluß des Abgeordnetenhauses erst heute erwartet werde. Merkwürdig erscheinen ihm auch die Bewertungsmaßstäbe der Kommission: Einige negativ evaluierte StipendiatInnen hätten gleichzeitig Preise bei wichtigen Wettbewerben gewonnen oder seien in die Graduiertenkollegs der FU oder der TU aufgenommen worden. Spezielle naturwissenschaftliche Themen hätten die Mitglieder der Kommission gar nicht beurteilen können. Keinem der BewerberInnen seien Gründe für die Ablehnung oder die Annahme des Antrags genannt worden. »Wir behalten uns rechtliche Schritte gegen dieses Vorgehen vor«, sagt Zaplo.

Heinrich Fink, der Rektor der HUB, betonte, daß die Universitätsleitung sich hinter die ForschungsstudentInnen und AspirantInnen stelle. »Der Vertrauensschutz wird von uns nach wie vor eingefordert.« Auch seien die Nafög-Vertreter der HUB zu keinem Punkt gehört worden. Die Wissenschaftlichkeit einer Arbeit bemesse sich nicht an ihrem Titel, sondern an ihrem Ergebnis. »Das ist nicht eine individuelle Beurteilung, sondern auch eine Beurteilung der Universität.« Er verwehre sich dagegen, diese auf dem Rücken der Studierenden auszutragen. cor