Der Stich ist die Botschaft

■ Michael Stich über Olympia 2000 und seinen widerwilligen Willen zur olympischen Berlin-Botschaft

Charlottenburg. Vorsichtig ist er geworden, der Michael Stich, nachdem ihn die Zeitschrift 'Wiener‘ mit einem fingierten Werbeangebot für eine Rüstungsfirma hat hochgehen lassen. Da nämlich zeigte sich der Wimbledon-Sieger hochinteressiert. Bedingung: Er benötige Schützenhilfe von einer PR-Agentur, um unangenehmen Fragen zu begegnen. Peinlich, peinlich...

Der 'Wiener‘-Stachel sitzt. Beim Turnier in der Deutschlandhalle fragten Journalisten Stich nach seiner Meinung zur Olympiabewerbung Berlins. Gefährliches Thema! Aufpassen! Was sagt die PR? Am besten eine gute Mischung! So sprach der Tennisspieler vorsichtshalber für jeden 'was Brauchbares: »Berlin hat derzeit genug Sorgen. Wenn dazu noch Olympia kommt...«

Staunen. Was hören wir da? Ein Plädoyer, das Geld für eine sinnvolle Städteplanung auszugeben? Weit gefehlt: »...wäre das eine Riesenaufgabe, eine tolle Sache.« Da haben wir's. Ein bißchen kritisch, aber im Tenor positiv: »Es gibt noch viel zu tun in bezug auf Sportstätten und Infrastruktur.« Brav so, Michael, schlau gesagt. Doch die Frager ließen nicht locker. Ob er als Olympia- Botschafter für Berlin werben würde? Zögern, dann ein Ruck. »Ich wäre sofort bereit mitzumachen, wenn ich gefragt werde, aber bisher hat noch niemand gefragt.« Richtige Worte für die Lokalpresse, einzig es fehlte der glaubwürdige Tonfall. Wo ist die Begeisterung, Herr Stich! »Wissen Sie, ich könnte schon Botschafter sein, aber wenn es soweit ist, bin ich nicht mehr aktiv.« Aha. Springt nichts raus dabei für den Star. Wenigstens ehrlich.

Zum Trost will er oft in Berlin sein: »Ich suche eine Wohnung, möchte mit meiner Freundin zusammenleben.« Festlegen will er sich aber nicht. »Wenn ich käme, würde München trotzdem mein Hauptwohnsitz bleiben.« Da war er wieder, der 'Wiener‘-Stachel. Doch wenigstens ein Bekenntnis war Stich zu entlocken: »In Berlin habe ich stets gute Laune, bin entspannt.« Den Grund hierfür vermeldet 'dpa‘: Freundin Kirsten, die »den Champion zum Sieg stimuliert«. miß