KOSLOWSKIS GITTA PLAUDERT VOM SOFA

Das muß man gesehen haben: Schallers Horst und ich auf der Buchmesse. Als erstes rannten wir sofort in den kleinen Frank Schirrmacher von der 'Faz‘ rein, der mal so ganz unerkannt (tatsächlich fragte Frau Schuh vom Roten Stern sofort: „Was war das denn für 'n Milchbubi?“) und beiläufig am taz- Stand durch die Literaturbeilage blätterte und dann sagte: „Ja, wieso ist denn die Gabriele Goettle, die Sensation dieses Bücherherbstes, nicht rezensiert?“ Wir haben natürlich sofort versichert, daß dieser großartige 'Faz‘-Aufmacher (den der Meister daselbst verfaßt hatte) durch nichts, aber wirklich durch gar nichts konterkarikiert oder etwa übertroffen werden könnte, und dann meinte Herr Schirrmacher, daß das doch sicherlich aus Eifersucht von seiten der Frau Schmitter gegenüber der Frau Goettle so geschehen sei. Zum Beispiel hätte die (also Frau Schmitter) nicht der 'New York Times‘ (oh, wow!) erzählen wollen, wer beziehungsweise wo Frau Goettle sei. 'La Stampa‘ sei auch abgeblitzt, porco dio mio — die anderen edlen Blätter, die alle auf Schirrmachers Artikel abgefahren sind, haben wir jetzt wegen der zu massierten Häufung hochprominenter Namen vergessen. Also, Schaller sagt, er versteht kein Wort von all diesen Ungereimtheiten und will mit diesem ganzen Feuilletonscheiß in Ruhe gelassen werden, er hatte nämlich gerade eine kleine Englisch-Lektion zwischen einem sektähnlichen Britzelwasser namens „Carmen“ und ekelerregend süßen Pfefferminzquadraten von dem großen kalifornischen Pilz- Schamanen Terence McKenna am Sgt.-Pieper-Stand erhalten. Terence habe ihm einen „feministisch-vegetarischen“ Witz erzählt, den Schaller mir sofort in putzigem anglo-saxon kolportierte: „Why did God create men? Because Cucumbers don't take down the garbage.“ Jetzt kommt Frau Kohn von 'Tempo‘ an und behauptet noch mal zu dieser leidigen Schirrmacher-Goettle-Schmitter-Angelegenheit, es handle sich bei dem Ganzen wohl eher um eine „selbstreferenziell sexuelle Petitesse, die vermutlich im limbischen Spektrum anzusiedeln sei“; dazu muß man wissen, daß Frau Kohn, Freifrau von Platen und ich selbst gerade unsere „Hirnprofile“ ausdrucken ließen, die uns endlich zeigten, was wir schon immer über uns vermuteten. Schaller wollte natürlich von „som Mumpitz“ nix wissen — dieser Hirni. Der erste Messeabend war mal wieder Klasse wie immer. Rowohlt hatte vier Buffets in einer alten Villa aufgebaut, und wieder sah man gleich diesen Herrn Schirrmacher fast auf der ersten kalten Platte liegen. Noch schöner war eine kleine Dramolette am Rande, dargeboten von 'Spiegels‘ Mattussek (der uns unlängst mit seinen wendischen Ost- Amourösen unterhielt, weil er nicht an sich halten konnte und unbedingt ein Buch verfassen mußte) — erst nagte er heimlich draußen vor der Tür einer Dame im schrillen Pepitakostüm das Gesicht ab, dann warf er sich mit den Worten „Ich suche schon in der ganzen Welt nach dir“ auf Irene Dische. So sind die Männer, ob im Osten oder Westen.