Rollbohnen

■ US-Wissenschaftler legen sich mit Schädlingen an

Jahr für Jahr bedrohen gewöhnliche Speisebohnenkäfer besonders in tropischen Gegenden die gesamte Bohnenernte. Die Larven der gefürchteten Insekten bohren sich mit Vorliebe in die rote welsche Bohne, die sie von innen aushöhlen. Unter günstigen Bedingungen entwickeln sich innerhalb eines Monats erwachsene Käfer. Jedes Weibchen legt dann wiederum etwa sechzig Eier mitten unter die Bohnen — binnen kürzester Zeit findet in einem Glas Bohnen eine wahre Bevölkerungsexplosion statt.

Wissenschaftler vom Insekten- und Pestizidforschungszentrum an der Universität Michigan haben das Verhalten der Schädlinge jetzt mit einer Videokamera untersucht. Dabei stellte sich heraus, daß die nur 0,6 Millimeter langen Maden zwischen 24 und 48 Stunden benötigen, bis sie ein Einstiegsloch in die harte Schale der getrockneten Bohne geschabt haben. Dazu muß jedoch eine feste Fläche vorhanden sein, an der sie sich abstützen können — entweder eine andere Bohne, oder die Wand des Gefäßes, in dem die Bohnen aufbewahrt werden. Haben sie es erst einmal geschafft, in die Bohne einzudringen, ist ihnen nicht mehr beizukommen: Sämtlich Maden entwickeln sich dann zu gesunden Rüsselkäfern.

Rutschen die gierigen Schaber jedoch von dem Bohrloch ab, besteht den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge nur eine Chance von 0,04 Prozent, daß sie die angebohrte Stelle wiederfinden. Sie müssen dann von neuem beginnen und sterben schließlich an Erschöpfung. Die US-Forscher verfielen deshalb auf die Idee, dem Abrutschen nachzuhelfen und den Maden dadurch den Einstieg in die Bohne zu erschweren. Sie füllten einen Glasbehälter, einen 16-Liter-Plastikeimer und einen Leinensack mit Bohnen und gaben eine bestimmte Anzahl ausgewachsener Käfer hinzu. Glas und Plastikeimer wurden zwei Wochen lang im Rhythmus von acht Stunden um zwei Umdrehungen gerollt, während die Leinensäcke zweimal täglich auf den Kopf gestellt wurden. Nach Abschluß des Versuchs war der Schädlingsbefall um 97 Prozent geringer als bei den nicht bewegten Kontrollbehältern.

„Diese ,Technologie‘ ist besonders für Entwicklungsländer geeignet, da sie nur den Transfer der Information voraussetzt, während bei chemischen Anwendungen oder dem Einsatz von Spezialgeräten eine Kontrolle nötig ist“, heißt es in den Bericht von Joseph Spencer, Martha Quinn und James Miller. Ihrer Meinung nach läßt sich die „Rollmethode“ auch auf andere Bohnenarten und auf Getreide übertragen. Weitere Experimente seien dafür jedoch erforderlich. Ralf Sotscheck