Campesinos zu Gast bei Biolandwirten

■ Ausverkauf des tropischen Regenwaldes und Konzentration in der Landwirtschaft

“Und dann ging ein Bauer mit einer Bohnenpflanze nach vorn, die hatte 125 Schoten. 'Das ist die Arbeit von Campesino a Campesino', sagte er.“ Der das letzte Woche vor Bauern aus Niedersachsen berichtete, kam von weit her: Mamberto Andres Mendoza- Mendoza ist Bauer in Santa Lucia, Nicaragua. Zugleich ist er „Lehrer“ im Program Campesino a Campesino (Von Bauer zu Bauer), einer grenzüberschreitenden Selbsthilfeorganisation von Bauern in Mittelamerika. Campesinos aus Mexiko, Guatemala, Honduras und Costa Rica tauschen sich aus über Anbaumethoden und Agrartechnologie. Diese Kenntnisse werden im eigenen Land von Dorf zu Dorf weitervermittelt. Campesino a Campesino will auch das Wissen der früheren Generationen, zum Beispiel der mexikanischen Indianer, bewahren.

Mit Mamberto Mendoza waren drei weitere Mittelamerikaner nach Europa gekommen: Justo Pastor Mairena-Picado und Miguel Gonzales-Ramirez aus Nicaragua und Roberto Vega-Gonzales aus Mexiko. Die holländische Paulo Freire Stiftung hatte zu dem Austausch zwischen Mittelamerika und Westeuropa eingeladen. Im Landkreis Verden haben sie Einrichtungen von Biobauern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) besichtigt.

Campesino a Campesino sucht hier ganz bewußt den Erfahrungsaustausch mit Bio-Bauern. Miguel Gonzales: „Unser Programm wendet sich an die Ärmsten der Armen. Die können Kunstdünger gar nicht bezahlen.“ Die Steigerung der Erträge durch Kompost und organischem Dünger schilderten die Gäste als wichtige Voraussetzung zur Verbesserung der Ernährungslage. Die Gastgeber erkundigten sich nach dem Schutz des tropischen Regenwaldes. Auch das ist Teil des Programmes von Campesino a Campesino. Immer noch roden Bauern den Wald, bebauen den Boden zwei Jahre und ziehen weiter, wenn der Ertrag zurückgeht. Auch hier will der Verband über einen bewußteren Umgang mit dem Boden unterrichten.

Obwohl „Von Bauer zu Bauer" vor allem auf Selbsthilfe setzt, muß die Organisation sich natürlich mit den politischen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. 600.000 Bauern in Nicaragua sind ohne Land, berichtete Justo Pastor. Nach Ablösung der Sandinisten durch die jetzige konservative Regierung fürchten sich viele Kleinbauern vor Enteignung. Die neuen Machthaber setzen vor allem auf den Export landwirtschaftlicher Güter, so Pastor. Sie begünstigen deshalb die Großgrundbesitzer, denen jetzt schon 20 Prozent des Bodens gehört. Der Staatsanteil an Grund und Boden von ebenfalls 20 Prozent gehe zugunsten der Großagrarier ständig zurück. Wertvolle Ressourcen, wie ein großer Tropenholzgürtel an der Atlantikküste, würden ausländischen Firmen überlassen.

Die vier Campesinos haben landwirtschaftliche Einrichtungen in Holland, Belgien und Deutschland besichtigt. Trotz des anderen Kulturkreises und der Sprachbarrieren entdeckten die mittelamerikanischen und die europäischen Bauern dabei etliche Gemeinsamkeiten. Roberto Vega: „Die Beseitigung der mittelständischen Bauern, die Umweltbelastung und die Vermarktung unserer Produkte zu kostendeckenden Preisen sind gemeinsame Probleme, zu denen wir gemeinsam Forderungen an die Politik entwickeln sollten.“ Überrascht zeigte sich Mamberto Mendoza „von dem industriellen Charakter der Landwirtschaft hier.“ Überdüngung mit Gülle und Überschußproduktion sind für den nicaraguanischen Bauern schwer vorstellbar: „Bei Ihnen wird zuviel produziert, während bei uns die Landwirtschaft die Bevölkerung nicht mal satt machen kann.“ asp