Schöner leben

■ Liebe Lilo Ruß vom Weser-Kurier-Leser-Telefon!

Lilo, ich bin bestürzt, wenn nicht frappiert! Und da dachte ich, vielleicht könntest Du, Beschwerdeführerin dieser Stadt, auch mir mal weiterhelfen.

Halt Dich fest, Lilo: Ich glaube, Euer Pfeuilleton pfeift! Erinnerst Du Dich an die Superstar-Peter-Zar-Ausstellung? Bestimmt. Ihr hattet da so satte Sonderseiten und herrliche Glanzbildchen und im profaneren Zeitungsteil so Fotos, wo Ihr irgendwelche zigsten BesucherInnen beglückschüttelt habt. Nee, nee, der Peter. Der war wie ein Stolz. Fast hätte man meinen können, er wär– Eurer! Und überhaupt ein Segen.

Und jetzt aber, liebe Lilo, jetzt, wo alle, selbst Hoffmann, das Fantom der Bremer Kultur, eigentlich Staatsrat, in Zahlen ausbrechen müssen und alles ist ganz am Ende und ist ein übriggebliebenes Fiasko, und die Manager haben sich auch nicht angesiedelt zur Wirtschaftsförderung, und was Kultur heißt, weiß jetzt auch kein Mensch mehr oder wie es weitergeht — jetzt also, da die Anzeigen zu Ende geschaltet sind, jetzt, da die Juwelen ihre Koffer packen, da bellt Euer Feuilleton ein kräftiges WAU hinterher und knurrt für sich, man habe die Ausstellung überhaupt für überflüssig gehalten.

Liebe Lilo, fällt das unter die Gnade der späten Meinung? Oder ist dies einfach kein Land, wo die kritische Öffentlichkeit blüht? Vielleicht rufst Du ja mal an, ob Euch da jemand helfen kann. Deine Claudia Kohlhase