Knochenhauer

■ Noch keine Ruhe beim neuen FC Bayern

Rottach-Egern (taz/dpa) — Sehr angetan war Uli Hoeneß im Trainingslager am Tegernsee von seinen neuen Bayern. Kaum hatten sich diese bei Kaffee und Kuchen von ihrem alten Coach Jupp Heynckes verabschiedet, gingen sie beim Training mit ungekanntem Engagement zur Sache. Offensichtlich wollten sie ihrem neuen Chef, Sören Lerby, einst ein Haudegen, der auf dem Spielfeld keinem Gemetzel aus dem Weg ging, zeigen, was für harte Burschen sie sind. „Ich habe seit drei Jahren nicht mehr erlebt, daß sie sich so auf die Knochen hauen“, freute sich Hoeneß, der allerdings bei Gelegenheit mal einen Blick auf die Verletztenliste werfen sollte.

Als Motivator war Lerby, der über keinerlei Trainer-Erfahrung verfügt, verpflichtet worden, und vorerst scheint ihm in dieser Rolle Erfolg beschieden zu sein. Dem heutigen Heimspiel gegen Borussia Dortmund kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Dieses Match sei ein Endspiel, so Lerby: „Und Endspiele sind da, um sie zu gewinnen.“ Uli Hoeneß soll es recht sein. „Ob sie jetzt vier Wochen so trainieren oder zum Bergsteigen gehen, ist mir egal — nur die Punkte zählen“, machte der Manager unmißverständlich deutlich. Was er von Sören Lerby erwartet: Siege.

Im übrigen hat Hoeneß derzeit andere Sorgen. „Was Herr Schwan fordert, ist mir wurscht“, sagte er zwar zu den Angriffen des ehemaligen Bayern- und Beckenbauer-Managers Robert Schwan, aber seine Rechtfertigungstiraden zeigen, daß ihm die Vorwürfe doch auf den Magen geschlagen sind. „Der Fisch fängt an, am Kopf zu stinken“, hatte Schwan die Bayern-Führungsspitze kritisiert, gleichzeitig brachte er Franz Beckenbauer als möglichen neuen Präsidenten ins Spiel.

„In der heutigen Gesellschaft ist es falsch Fehler einzugestehen“, antwortete Hoeneß lahm, konterte Schwan dafür aber umso gröber. „Er sollte sich einmal darüber Gedanken machen, daß er damals den Verein in einem sportlichen und wirtschaftlichen Desaster verlassen hat. Wir hatten keine Mark auf dem Konto und keine Mannschaft mehr.“ Gegen Beckenbauer mochte sich jedoch auch Hoeneß nicht stellen: „Wenn der Franz für das Amt kandidiert, dann nehmen wir das sehr ernst.“