Tote Fische

Straßburg (afp) — Eine Einschränkung des Fischfangs mit Treibnetzen hat das Europaparlament in Straßburg gefordert.

In den Hoheitsgewässern der EG sollten die Treibnetze nicht breiter als 2,5 Kilometer sein, heißt es in einer am Freitag verabschiedeten Resolution. Damit schloß sich das Parlament dem Kommissionsvorschlag an. Um zu verhindern, daß zu viele Jungfische gefangen und dadurch die Bestände erschöpft werden, verlangten die Abgeordneten außerdem, daß künftig nur noch Netze mit einer Maschengröße von mindestens zehn Zentimetern zugelassen werden sollen. Damit blieb das Parlament allerdings hinter der Forderung des EG- Kommissars für Fischerei, Marin Manuel, zurück, der die Mindest- Maschengröße auf zwölf Zentimeter festlegen will.

Derzeit werden in den Gewässern der EG — Mittelmeer, Atlantik, Nord- und Ostsee — Treibnetze verwandt, die bis zu zehn Kilometer breit sind und deren Maschen oft nur drei Zentimer groß sind. Dies führt dazu, daß massenhaft Jungfische und sogar Brut gefangen und die Bestände zunehmend dezimiert werden. In der Ostsee beispielsweise werden nach Angaben des SPD-Abgeordneten Günter Lüttke mehr Fische wegen Untergröße wieder tot ins Meer geworfen als verwendet. Vor allem die dänische Fischfangflotte verwende bewußt sehr feinmaschige Netze, um die zu kleinen Fische dann zu Fischpulver für die Tiermast zu verwenden.

In einem jetzt veröffentlichten Bericht weist das Parlament auf die ökologischen Schäden hin, die durch zu große und zu kleinmaschige Treibnetze verursacht werden. Diese Art des Fischfangs führe wegen seiner mangelhaften Selektivität nicht nur zu einer zunehmenden Erschöpfung der Fischbestände; in den „Todesmauern“ kämen auch zahlreiche andere, zum Teil unter Schutz stehende Meerestiere und Seevögel ums Leben. Das Parlament verweist auf einen japanischen Versuch vom Februar 1989, der mit einem 15 Kilometer breiten Treibnetz vorgenommen wurde: Dabei wurden in 22 Nächten zehn Meeresschildkröten, ein ausgewachsener und zehn kleine Wale und 97 Delphine getötet. Damit kam auf zehn gefangene Thunfische ein getöteter Delphin. Schätzungen zufolge, so der Bericht des Parlaments weiter, verfangen sich allein im Nordpazifik jährlich rund 800.000 Meeresvögel beim Fischfang in den riesigen Treibnetzen.