Gorbatschow verteidigt die Union

■ Am Dienstag wird ein Entwurf zur Wirtschaftsunion unterzeichnet

Moskau (dpa) — Morgen wollen mindestens zehn sowjetische Republiken den Vertrag über eine Wirtschaftsgemeinschaft unterzeichnen. Präsident Gorbatschow forderte die Republiken eindringlich auf, nach der Wirtschaftsgemeinschaft auch der erneuerten politischen Union beizutreten. Einen entsprechenden völlig neuen Vertrag habe er an die Republiken verschickt. Im sowjetischen Fernsehen kritisierte Gorbatschow in der Nacht zum Sonntag die von einem Teil der russischen Führung vertretene These, daß Rußland die Rechtsnachfolge der alten Union antreten solle. Abermals unterstrich Gorbatschow, daß ohne Rußland und die Ukraine eine Union nicht denkbar sei. Doch sei ohne die Union die Existenz von Millionen von Russen, die in anderen Republiken lebten, gefährdet. „Sollen dann etwa in Kasachstan und in der Ukraine russische Republiken entstehen, die sich mit Rußland vereinigen wollen?“ Wenn man darüber zu sprechen begänne, bedeute dies, „eine Provokation herbeizuführen, die schlimmer ist als Serbien und Kroatien“.

Die Demokratisierung sei in großer Gefahr, wenn es nicht gelinge, das Land vor der wirtschaftlichen Katastrophe zu bewahren. „Wenn wir die Wirtschaft heilen und die Menschen Änderungen im Alltag zu spüren bekommen, dann wird es keinen weiteren Putsch geben“, sagte Gorbatschow. „Wenn wir aber auf der Stelle treten und Zeit verlieren, dann werden uns die Menschen die Rechnung vorlegen.“