Ein akademischer Fest-Akt

„Es zählt zu den veralteten Vorurteilen, daß Männer, wenn wir sie eine Weile sich selbst überlassen, völlig herunterkommen, sich nur von angebrannten Kartoffelresten ernähren...“ Die Männerverstaltung, die gestern im Oberen Rathaussaal das 20jährige Jubiläum der Universität Bremen feierlich beging, hörte die Worte amüsiert. Die Bremer Uni feierte so förmlich wie sich das für eine um Anerkennung ringende Institution gehört, man hatte die Frauen glatt vergessen — die Hochschullehrerin Annelie Keil war erst auf Protest als „Ersatzspielerin“, wie sie sich etikettierte, in die Manschaft der Redner aufgebnommen worden.

Vor halbvollem Rathaussaal gab es Bürgermeister- Grußworte, Rektors-Worte und so weiter. Der Initiator des Freundeskreises der Universität, Senator a.D. Speckmann, gestand: „Aus dem Haß ist eine kleine Liebe geworden“. Er durfte die Versammelten mit „Magnifizenzen, Herr Bürgermeister, sehr geehrte Feststagsgäste“ anreden.

Als ehemaliger Student kam der Oberbürgermeister von Saarbrücken zum Grußwort, mit Fliege der erste AStA-Vorsitzende der „Kaderschmiede“.

Als Hauptredner war Prof. R. Wiethölter aus Frankfurt gewonnen worden, der in gestesgeschichtlich gespickter Rede so schnell durch die Jahrhunderte eilend entfernte Ideen verband, daß er einhelligen Eindruck hinterließ: Es muß sehr klug gewesen sein, nur läse man gerne das Manuskript, um genauer zu verstehen, was er meinte ...

Das ist, wie sie sein soll, Universität!

„Älter werden in einer Universität, die noch sehr jung ist, was heißt das für die Menschen, die in diesen zwanzig Jahren die Lebensmitte überschritten haben... Haben wir immer noch Lust, auszuprobieren?“ hatte Annelie Keil gefragt. K.W.