Verlosung des „amerikanischen Traums“

15 Millionen Bewerbungen für 40.000 „Green Cards“  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Genau an dem Tag, an dem Amerika mit Kolumbus seinen ersten Einwanderer der Neuzeit feiert, geht für 40.000 seiner Nachfolger ein Traum in Erfüllung; genauer gesagt: „der amerikanische Traum“. In der Nacht zum Montag begann in den USA die Einsendefrist für die Staatslotterie um 40.000 „Green Cards“, die einer Arbeits- und damit einer endgültigen Immigrationserlaubnis gleichkommen. Rund 30.000 Glückssuchende standen am Samstag abend in Washington vor der zentralen Merrifield Post Office Schlange, um um 0.01Uhr als Erste ihre Bewerbungsschreiben in die offenen Schlitze zu werfen. Und dies, obwohl die Post betont hatte, daß man von den übrigen Briefkästen im Lande aus die gleichen Chancen hätte, unter die ersten 40.000 zu kommen. Letzteres ist allerdings bei schätzungsweise 15 Millionen Bewerbungen nicht einfach — um nicht zu sagen Glückssache.

Einige versuchten dem Glück nachzuhelfen. Wie der argentinische Doktor aus New York, der in der letzten Woche drei Tage durch Manhattan lief, um seine 5.000 Bewerbungen in verschiedene Briefkästen zu werfen. Portokosten: 4.000 Dollar. 100 Dollar kassierte unterdessen ein Mann ab, der mit seinem improvisierten Briefmarken- und Umschlag-Stand vor der Post Office schon das war, was sie erst noch werden wollten: ein geschäftstüchtiger und erfolgreicher Einwanderer mit Arbeitserlaubnis.