Libération-Belegschaft setzt sich durch

■ Große Mehrheit gegen Pläne von Herausgeber July

Paris (taz) — 'Libération‘ selbst meldete es erst gestern: Bei einer Vollversammlung am Montag hat sich eine Mehrheit des Personals gegen die Pläne des Herausgebers Serge July ausgesprochen, den Anteil des Fremdkapitals in der Zeitungsholding zu erhöhen. Die Entscheidung, die eigentlich am 30. September fallen sollte, war wegen Diskussionsbedarfs verschoben worden (s. taz vom 28. September).

July wollte das Geld bei einer Gruppe von Finanziers aufnehmen, die bereits jetzt über etwa 20 Prozent der Holding verfügt, um damit ein hundertseitiges Farbmagazin zu lancieren. Das Magazin sollte ab Anfang nächsten Jahres der Samstagsausgabe der Zeitung beigelegt werden. Der Anteil des Personals an der Holding wäre damit allerdings von bisher 62 auf 52 Prozent gesunken.

Die Belegschaft von 'Libération‘ hat sich mit der Abstimmung den Argumenten seiner Vertreter in der Holding angeschlossen, die mit der Erhöhung des Fremdkapitals einen endgültigen Verlust des Einflusses der Belegschaft auf unternehmerische Entscheidungen befürchten.

Weder sei das Konzept des Farbmagazins ausgereift noch habe die Direktion klarstellen können, ob das Personal, falls es in die Minderheit gerät, eine Sperrminorität bekommt. Da der Farbanzeigenmarkt in Frankreich stark zurückgegangen ist, sei weiterer Finanzbedarf für das Magazin mittelfristig absehbar.

Die Geschichte von 'Libération‘ zeigt zwar, daß Serge July seine Pläne gegen Mehrheiten des Personals letztlich fast immer durchsetzen konnte, noch nie aber war die Mehrheit so groß wie am Montag: Fast zwei Drittel der Belegschaft stimmten gegen July. Insider sprechen von einer „Führungskrise“. Thc