300 Tote bei ethnischen Unruhen in Nigeria?

Nairobi (dpa/taz) — Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Christen und Moslems im Norden Nigerias sollen mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Auseinandersetzungen in der hauptsächlich von Moslems bewohnten Großstadt Kano seien trotz einer nächtlichen Ausgangssperre erneut aufgeflammt, berichtete der französische Rundfunksender RFI. Möglicherweise liegt die Zahl der Opfer noch weit höher. Dagegen hieß es in der offiziellen Bilanz des Lokalgouverneurs, bei den Konflikten seien acht Menschen ums Leben gekommen und etwa 30 verletzt worden. Augenzeugen berichteten von einer „regelrechten Hetzjagd auf die christliche Minderheit“. Christen würden von Moslems systematisch verfolgt, umgebracht und verscharrt. Bei dem Pogrom seien auch Kirchen und Häuser von Christen zerstört worden, sagten Augenzeugen nach Angaben von RFI. In einer der Hauptstraßen von Kano seien Leichen verbrannt worden. Die Polizei und das Militär schickten Verstärkung nach Kano, das mit vier bis sechs Millionen Einwohnern die größte Stadt im Norden Nigerias ist. Der Flughafen der Stadt wurde geschlossen, alle religiösen Versammlungen wurden untersagt. Dennoch konnten neue Zusammenstöße nicht verhindert werden.

Die Religionskämpfe hatten sich entzündet, als Moslems am Montag gegen einen geplanten Auftritt des deutschen Predigers Reinhard Bonnke demonstrierten. Bonnke mobilisiert seit Jahren in Afrika Tausende von Gläubigen. Seine Anhänger halten den heftig umstrittenen Prediger für den „Propheten des 20. Jahrhunderts“; seine Gegner werfen ihm vor, bei seinen Massenpredigten Millionenbeträge zu kassieren und Verbindungen zum Apartheidregime in Südafrika zu haben. Bonnke bestreitet diese Vorwürfe.