Dreckig aus der Seele geschrieen

■ Die Legende ist jetzt 50 und weiß genau, wie es geht

EricBurdonimModernes Foto:TristanVankann Dreckig aus der Seele geschrieen

Die Legende ist jetzt 50 und weiß genau, wie es geht

Fast alle Rentnerbands wirken peinlich auf der Bühne — warum sollte das bei Eric Burdon und Brian Auger anders sein ? Zum einen hilft es natürlich, daß der fünfzigjährige Burdon schon in den 60er Jahren so alt ausgesehen hat, wie er jetzt (gegen alle Prognosen) tatsächlich geworden ist. Aber Burdon rettet auch eine seltene Begabung: Er ist voller Selbstironie!

So erzählt er etwa, wie er heute seiner sechzehnjährigen Tochter die anzüglichen Feinheiten seiner Songtexte vorbuchstabieren muß, weil die von ihren Freundinnen gefragt wird: „Hey, what is your Daddy singing about anyway ?“ Gleich zu Beginn des Konzertes parodiert Burdon sich selber, indem er tatsächlich wie ein Wolf heult — und danach konnte nichts mehr schiefgehen, obwohl oder gerade weil er all seine uralten Klassiker brachte: „Don't let me be missunderstood“, „Tobacco Road“, und natürlich als Zugabe auch das unvermeidliche „House of the Rising Sun“. Aber alles wurde mit einem Augenzwinkern präsentiert. Auch die Mitglieder der Band neckten das Publikum, indem sie etwa nur die ersten paar Takte eines Songs anspielten. Aber dann folgte erstmal ein langes Bassolo, ein improvisiertes Duell zwischen Orgel und Gitarre und schließlich, als man die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, doch noch „We Gotta get out of this Place“: genauso dreckig aus der Seele geschrien, wie man es seit dreißig Jahren von Burdon erwartet.

Brian Auger setzte am Piano und der schön kratzig eingestellten Orgel einen jazzigen Gegenpol zu Burdons erdigem Blues. Bei einer seiner etwas längeren Solointroduktionen kuckte Burdon schon etwas ungeduldig, und dem jungen, brilliant spielenden Gitaristen Larry Wilton fuhr er gar mit einem trockenen „Are you finished?“ in die Parade. Aber damit inszenierte sich Burdon nur als „the bad man with the Blues“. Wer außer ihm könnte mit „I'm an Asshole“ allen Zuhörern aus dem Herzen singen? Willy Taub