Weit unter Maßstab

■ Beat aus Cairo: „Sharkiat“ hatte viel sprochen und ließ Weniges ahnen

Eine Art Etikettenschwindel muß es da gegeben haben: Offeriert worden war dem Schlachthof unter dem Namen „Sharkiat“ ein Septett mit Sängerin und diversem exotischen Instrumentarium rund ums Beat-Gerüst.

Die Gruppe um den ägyptischen Komponisten und Keyborder Fathy Salama vermarktet ihre Musik — oder läßt sie vermarkten — als „Jazz oriental“, als Vermischung also von arabischen,indischen und afrikanischen Elementen mit westlichem Beat, jazzigen Ausdrucksformen. Vorbild des Bandleaders sei Sound-Tüftler Herbie Hancock. „Besetzungsänderung nicht ausgeschlossen.“ So oder so ähnlich heißt es wohl in den Verträgen. Das Line-up von Shakiat hatte jedenfalls mit den erwarteten Mannschaft nicht mehr viel gemein.

Von der Sängerin und den Blasinstrumenten war nichts zu sehen und zu hören. Stattdessen zeigte sich das Quintett eher klassisch besetzt: Neben Salamas Keyboarts ein Violonist, ein Tabla- und Rigspieler, Synthesizer-Bass und Schlagzeug. Entsprechend der Eindruck im ersten Drittel des Konzertes: Die voluminösen Keyboards dominieren den Sound; Salamas orientalische Melodiebögen, nur leicht in Richtung Pop-Jazz verfremdet, werden von der Geige aufgegriffen und improvisatorisch erweitert, ein kraftvolles Schlagzeug und präzises und virtuoses Tabla- Spiel sorgen für fortgesetztes, differenziertes Rock-Ambiente.

Obwohl der Bassist recht phantasielos in die Tasten pappt — erstaunlich, wie wenig man aus einem Roland herausholen kann — entsteht so eindrucksvoller Ethno-Beat, der allerdings bald wegen der immergleichen Mittel und des reduzierten Klangbildeslangweilig wird. So wird dann ein Sänger ins Spiel gebracht. Kein Stimmwunder, und auch nicht mit übergroßer Potion Bühnencharisma gesegnet, sorgt er dennoch mit kraftvollem Gesang für eine gewisse Abwechslung.

Dennoch bleiben die Schwächen vor allem der gleichförmigen Arrangements spürbar. Erst am Schluß, mit einigen sehr kompakten Kompositionen, in denen ein manischer Gesang und der endlos rollende Rhythmus endlich zu aufregender Einheit zusammenfinden, läßt sich erahnen, wie „Sharkiat“ ihr Signum „Beat from Cairo“ verstanden wissen wollen. Doch insgesamt blieb die recht lustlos aufspielende Band weit unter dem Maßstab, den sich die „Roots-Night“-Reihe gesetzt hat. Rainer Köster