Vulkan: Hennemann verspricht Kekse

■ Mit 99,84 Prozent stimmten die Vulkan-Aktionäre für die Fusion mit Krupp-Atlas-Elektronik

4.930.736 Aktien, das entsprich 41 Prozent des Stammkapitals, waren gestern auf der Hauptversammlung des Bremer Vulkan in der Vegesacker „Strandlust“ vertreten. Die ca. 500 angereisten Herren, die sich für die Besitzer des Vulkan halten, stimmten mit einer Mehrtheit von 99,84 Prozent der versammelten Stimmrechte dem Antrag ihrer „Verwaltung“ zu und beschlossen die Fusion mit der Elektronik-Firma Krupp-Atlas-Elektronik (KAE).

So richtig überzeugt von der Zukunftsträchtigkeit der Fusion und der dafür erforderlichen Kapitalerhöhung schienen sie allerdings nicht. „Es bleibt mir nichts anderes übrig als Ihnen Glück zu wünschen“, sagte einer der Aktionärsvertreter in der kurzen Aussprache. Ein anderer, der eigens aus Düsseldorf angereist war, um seine Besitz-Titel auszuspielen, monierte das Fehlen von„Naturaldividende“: Er sei „hungrig angekommen“ in Bremen, erzählte er seinen Mitaktionären, bei „richtigen Aktiengesellschaften“ gebe es wenigstens eine ordentliche Bewirtung, beim Vulkan nicht einmal Kekse auf den Tischen. Der Vorstandsvorsitzende des Vulkan, Friedrich Hennemann, versicherte ihm, beim nächsten Mal werde es die Kekse geben.

Nicht so eindeutig war seine Auskunft auf die Frage nach der Dividende. Seit Jahren gab es keine mehr. Aufgrund der Kapitalerhöhungen setze eine Dividende von nur 5 Mark pro Aktie einen Konzern-Gewinn von über 70 Millionen voraus, rechnete einer der Aktionäre vor. Wann wird es wieder Dividenden geben? „Das wird nicht einfach sein“, stellte Hennemann klar.

Auch auf Kursgewinne müssen die Aktionäre verzichten. Der Kurs der Aktie klettert seit langer Zeit auch nicht mehr über die 90 Mark. Das Angebot an die Aktionäre, junge Aktien aus der Kapitalerhöhung für einen Kurs von 125 Mark zu erwerben, konnte die Versammlung deshalb nicht euphorisch stimmen.

Skeptisch waren die Aktionäre, weil der Vulkan sich mit KAE einen Rüstungselektronik-Konzern eingekauft hat. Einer der Kleinaktionäre klagte, die „Rüstungsmüdigkeit der Großmächte“ mache das doch zu einem zweifelhaften Geschäft. Und wenn der Vulkan wirklich auf Konversion setze — gibt es Rücklagen, um die erforderlichen Investitionen zu finanzieren?

Mehrfach zitiert wurde die Studie des Bremer Uni-Professors Jörg Huffschmidt, der die Bedenken gegen die Fusion zusammengetragen hatte. Nach Huffschmidt stellen sich schon die früheren Firmen-Ankäufe des Vulkan im Industrie-Bereich als „Sammelsurium“ dar, das der Konzern längst nicht verdaut und integriert habe. Während der Krupp-Konzern die Rüstungsfirmen abstoße, kaufe der Vulkan sie ein — „ökonomisch perspektivlos, politisch verheerend“, ist sein Fazit.

Die gutachterliche Bewertung des Elektronik-Unternehmens KAE habe ihn bei Abwägung von Risiken und Chancen überzeugt, daß die Fusion richtig ist, versicherte Hennemann. „Sie haben sich überzeugt, können Sie auch uns überzeugen?“, fragte ein Kleinaktionär zurück. Natürlich wollte Hennemann die Gutachten vor den Aktionären nicht offenlegen. Der Vulkan setze auf die Technologien, die „sowohl militärisch als auch zivil nutzbar sind“, versicherte er. Und auf die Argumente Huffschmidts wollte er nicht näher eingehen. „Wir nehmen die Frage der Konversion sehr ernst“, versprach er, Huffschmidts „Befürchtungen teilen wir in keinem einzigen Punkt“.

Was ist mit einer Beteiligung des Matra-Konzern an STN? Was mit den ostdeutschen Werften, DMS? Was mit dem Brevel- Drohnen-Auftrag, ohne den die Vulkan-Tochter STN in Schwierigkeiten kommen könnte? Wird das Kartellamt der Fusion mit KAE zustimmen? Hennemann machte deutlich, daß er in allen solchen Fragen guter Hoffnung ist. Die vertretenen Aktionäre waren bereit, ihm das abzunehmen. „Was bleibt uns anderes übrig“, meinte einer. K.W.