Gut beleuchtet fährt es sich in die dunkle Jahreszeit

■ Der Radkasten (2): Damit dem Rad ein Licht aufgeht/ Wie man Rostteufelchen überlistet/ Alles über Dynamos, Kabel und ihre Befestigung

Habe ich mich schon letzte Woche mit widrigen Kleinigkeiten wie dem Rostschutz beschäftigt, so fahre ich heute unbekümmert damit fort. Denn die feuchte ist auch die dunkle Jahreszeit, und Rostschutz an den Befestigungsschrauben der (Dynamo-)Lichtanlage spart Nerven.

Oft genug leuchtet das frisch gekaufte Birnchen nicht, obwohl das Kabel vom Dynamo zum Front- und Rücklicht vollkommen in Ordnung ist — auch an den Kabelklemmen. Der Strom fließt von der Sechs-Volt-Lichtmaschine via Kabel (heutzutage mindestens 0,75 mm2 dick) zum Licht, muß aber via Schutzblech und Rahmen, kurz Masse genannt, zurückfließen. Und da sitzt dann das Rostteufelchen und läßt euch fluchen beim Suchen des Fehlers.

Habt ihr euer Licht irgendwo am Rahmen befestigt, dann sorgt dafür, den Rost an der Schraubverbindung Lampe-Lampenhalter und der Quetschverbindung im Lampenhalter-Rahmen zu verhindern! Denn irgendwo dort muß der Lack am Rahmen weggekratzt sein, damit die Masse-Verbindung bestehen kann, und genau an dieser Stelle wird es rosten. Für den Dynamo gilt dasselbe. Zahnscheiben unter den Befestigungsmuttern sollten Standard sein.

Kunststoff-Schutzbleche haben oft eine Alu-Zwischenschicht, die als Masseleitung dient. Andere Modelle benutzen diese Schicht als Spannungszuleitung. Bei beiden Modellen dürfen keine Zahnscheiben verwendet werden, schon weil das Material dadurch leicht bricht. Bei beiden Modellen sind Kontaktprobleme nicht selten, und ich helfe mir, indem ich ganz konventionell ein Masse bzw. Stromkabel zusätzlich lege. So, nun müßte eurem Rad vorne und hinten ein Licht aufgehen.

Aber ach, eine funktionierende Beleuchtung am Rad scheint vielen wie eine zweite Nase im Gesicht zu sein. Die Ausreden heißen dann: »Bei meiner alten Schrippe lohnt sich das nicht mehr.« Oder schlicht: »Es ist kaputt«, oft mit dem Zusatz: »seit letztem Jahr.«

Die Industrie geht mit gutem Beispiel voran. Mountain-Bikes für 1.500 Mark haben selbstverständlich kein Licht, ebensoteure City-Bikes strahlen einzig im Glanze der Straßenlaternen. BMX-Kinderräder leuchten immerhin durch einen Aufkleber, der aussagt, daß dieses Rad ein Spielzeug und mangels Beleuchtung nicht für den Straßenverkehr zugelassen sei.

Vielleicht können Erwachsene dieses Kleingedruckte nicht lesen, und man erspart ihnen den Aufkleber?

Viele gesetzliche Vorschriften halte ich für realitätsfern oder überflüssig, aber ehrlich: aktives Licht und manche Reflektoren sind ein Muß. Klar, gute Dynamos (z.B. Nordlicht oder Soubitez) kosten Geld, Halogenscheinwerfer nicht minder (und über Akku-Lampen schweige ich mich aus). Aber wer darauf verzichtet, ist wohl nicht oft genug von einem — dann natürlich völlig idiotischen — Autofahrer übersehen bzw. überfahren worden. Und das Fußgänger-Volk zählt für großstädtisch- lichtlose RadlerInnen längst nicht mehr.

An Hilfe zur Besserung soll's nun wirklich nicht mangeln: Der ADFC, unterstützt vom Verkehrsministerium und Prominenz, veranstaltet beginnend mit dem morgigen Sonnabend zwei Fahrradbeleuchtungswochen. Neben Öffentlichkeitsaktionen gibt es in allen einschlägig bekannten Radläden einen Schnellservice »Beleuchtung« zu Sonderkonditionen. Wer mag, kann sich nach erfolgreichem Check eine Prüfplakette auf dem Rahmen pappen — der freiwillige Licht-TÜV. Ulle

Im nächsten Radkasten in einer Woche: Helme, Helme!