Es gibt kein Mitleid mit »Light«!

■ In Charlottenburg wurde ein/e Café/Bar für bewußte KaloriensparerInnen eröffnet

Charlottenburg. Je kalorienärmer ein Gericht ist, desto stärker muß die kleine Portion mit Bedeutung aufgeladen werden. Unter diesem unausgesprochenen Motto soll ab Montag in der Uhlandstraße ein/e Café/ Bar mit dem unsäglichen Namen »Light« betrieben werden. Es wird die anwohnenden Ärzte/Anwälte/DienstleisterInnen mit ebensolch »lightem« Speis&Trank versorgen. Nur die neue Decke des Lokals war überhaupt nicht »light« und krachte kurz vorm gestrigen Pressetermin zusammen. Deshalb geht es erst nächste Woche zur Sache bei Light-Kuchen und Dressings, Eis aus kalorienarmen Yoghurt und Light-Bier. Hinter jedem Gericht steht neben dem Preis auch die Kalorienzahl.

»Zu viele Fette kann der Körper nicht in positive Energien umwandeln«, weiß die »Light«-Öffentlichkeitsarbeiterin. Da wird niemand widerstehen können, dem schon morgens in der Funkwerbung »Lätta« um die Ohren geflogen ist oder »Du darfst«. Und das »Bewußtsein«, die »Ganzheitlichkeit«, die »geschulte« Freundlichkeit, und die zweite und dritte Tasse Kaffee gibt's hier umsonst. Sozusagen Öko mit Hochglanz, verschnitten mit heißer Luft aus den USA: ohne Fett und Öl brät der »Rair«-Grill per »Hot-Air« den reduzierten Geflügel-Burger. Das geht natürlich nicht ohne »corporate-identity«, das einheitliche Erscheinungbild. Alles ist blau-weiß-gelbgestreift von der Speisekarte bis zum T-Shirt der Serviererinnen — sponsern tun das Ganze »West-Light« und »Jever-Light«. In der Schöneberger Straße eröffnete vor Jahresfrist ein Café mit dem trendigen Namen »Lambada«. Es ist schon wieder geschlossen. Wer hat Mitleid mit »Light«? kotte