piwik no script img

Klingbeil-Gruppe kauft Kleingärtner ein

■ Konsortium zahlt bei vorzeitiger Aufgabe der Laube in der Buhrowstraße in Steglitz/ Pächter zum Schweigen verpflichtet/ Bau-Vorbescheid nächste Woche/ Darin wird Klingbeil verpflichtet, hinter den Neubauten für 25 Parzellen zu sorgen

Steglitz. Mit geheimen Vereinbarungen versucht das Klingbeil-Konsortium seit einigen Monaten, Laubenpieper in der Buhrowstraße in Steglitz zum vorzeitigen Verlassen des Geländes zu bewegen. Dort plant Klingbeil rund 100 Wohnungen. Derzeit befinden sich noch 28 Parzellen sowie über ein Dutzend »Freizeitgärten« auf dem Gelände. Bisher haben 23 Kleingärtner Klingbeils Angebot angenommen, fünf widersetzen sich. In der Vereinbarung, die der taz vorliegt, verpflichten sich die Kleingärtner, »einen monatlich kündbaren Nutzungsvertrag über eine weitere Nutzung der Parzelle nach dem 31.10.1991 abzuschließen«. Zugleich sollen sie Dritten gegenüber »die Vereinbarung nicht zugänglich« machen. Wie einer der renitenten Kleingärtner, Ferdinand Keil, erklärte, seien zusätzlich zur vertraglich festgelegten und je nach Grundstück variierenden Abstandszahlung Summen bis zu 10.000 Mark von einem Klingbeil-Vertreter angeboten worden, wenn die Pächter vorzeitig das Gelände verlassen.

Dabei laufen die Pachtverträge mit dem derzeitigen Eigentümer »Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens« (VDR), der das Gelände Klingbeil auf dem Wege des Erbbaurechts übertragen will, erst spätestens im November nächsten Jahres aus. Bisher seien die Verhandlungen mit Klingbeil noch nicht abgeschlossen, wie VDR-Sprecher Ulrich Keusch erklärte. Die VDR werde jedoch demnächst, spätestens bis Anfang Februar, den Pächtern an der Buhrowstraße fristgerecht kündigen. In den Geheimvereinbarungen von Klingbeil mit den Pächtern findet sich kein Wort über eventuelle Ersatzflächen. Ursprünglich hatte Klingbeil unter dem rot-grünen Senat den Kleingärtnern in der Buhrowstraße versprochen, auf einem Ausgleichsgelände 26 Parzellen einzurichten und diese an die »vorhandenen Pächter« zu vergeben.

Zwar versicherte Klingbeil-Geschäftsführer Axel Guttmann, der die Vereinbarungen »völlig normal« nannte, auf dem Gelände hinter den geplanten Neubauten nun 25 Parzellen »kleineren Zuschnitts« einzurichten — so wie es im Vorbescheid der Bauverwaltung stehen wird, der nächste Woche Klingbeil zugesandt werden soll. Ob diese aber an die »vorhandenen Pächter« vergeben werden, konnte Guttmann definitiv nicht sagen: »Soweit die Pächter zurückkehren wollen, können sie zurückkehren.«

Ob die Pächter jemals wieder auf das Gelände zurückkehren werden, ist mehr als fraglich. Viele der Pächter seien stark verunsichert und hätten sich vorsorglich schon nach anderen Flächen umgesehen, wie Günter Prüfert, Vorsitzender des Kleingärtnervereins »Eisenbahn Landwirtschaft-Unterbezirk Steglitz« (ELW), erklärte. Zudem ist noch offen, wann auf dem Gelände gebaut wird. Ein Bauantrag wurde noch nicht gestellt.

Besonders erbost zeigen sich die nicht von Klingbeil »eingekauften« Pächter über das Verhalten von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD). Dieser hatte mehrfach zugesichert, die Baugenehmigung nur dann zu erteilen, wenn es zu einer »einvehrnehmlichen Lösung zwischen Investor und Pächter« gekommen sei. Severin Weiland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen