Den Haager Friedenskonferenz nun gesichert

■ Serben sagen Teilnahme zu/ Entlassung der Kroaten aus der jugoslawischen Armee bis zum 10. November gefordert

Zagreb (taz/afp) — Um der Friedenskonferenz am Freitag größere Chancen einzuräumen, hat der niederländische Außenminister Hans van den Broek seine Einladung nach Den Haag auf das gesamte jugoslawische Staatspräsidium ausgeweitet. Ursprünglich hatte die EG nur die Präsidenten der sechs Teilrepubliken und den jugoslawischen Außenminister Budimir Loncar eingeladen. Überraschenderweise nahm der serbische Block im jugoslawischen Staatspräsidium gestern nachmittag die Einladung zur Friedenskonferenz an. Die Vertreter Serbiens, Montenegros und der Provinzen Wojwodina und Kosovo am Freitag nach Den Haag reisen. Am Mittwoch hatte das Rumpfpräsidium noch angekündigt, es werde keinerlei Beschlüsse des Gipfels in Den Haag anerkennen, die ohne seine Beteiligung getroffen würden. Der montenegrinische Vertreter im Präsidium, Branko Kostic, warnte die EG davor, Kroatien und Slowenien anzuerkennen, da der Konflikt sich ansonsten auch auf Europa ausdehnen könne. Die Kämpfe dauerten auch am Donnerstag unvermindert an. Allein in Vukovar gab es mehr als 80 Verletzte, mindestens fünf kroatische Nationalgardisten wurden getötet. Unterdessen mehrten sich auch die Anzeichen dafür, daß sich der Bürgerkrieg auf die Teilrepublik Bosnien-Herzegowina ausweiten könnte. Deren Präsident Alija Izetbegovic, warf der Armee vor, die serbische Bevölkerung mit Waffen zu versorgen. Am Dienstag hatte sich die mehrheitlich von Muslimanen bewohnte Republik gegen den Willen der serbischen Abgeordneten für souverän erklärt.

Die kroatische Regierung hat der Armee am späten Mittwochabend ein Ultimatum gestellt. Nachdem der kroatische Verteidigungsminister Gojko Susak seien jugoslawischen Amtskollegen Kadijevic am Vortag schon brieflich aufgefordert ahtte, unverzüglich alle Bürger Kroatiens aus der Armee zu entlasen, setzte die Regierung nun einen Termin: Diejenigen Kroaten, die am 11. November noch gegen ihren Willen in der Bundesarmee gehalten werden, gelten für die Regierung in Zagreb fortan als Kriegsgefangene im Sinne der Genfer Konvention von 1949. Für Kroaten, die in Einheiten außerhalb der Republik stationiert sind, wird freies Geleit in die Heimat gefordert. Die in Kroatien stationierten Einheiten sollen bis zum 10. November die Republik verlassen — und zwar ohne Waffen und Ausrüstung.

Thomas Schmid