Zahnärzte gründlicher kontrollieren

■ Niedersachsen will Amalgam aus Zahnarzt-Praxen verbannen

Niedersachsen will das umstrittene Amalgam als Zahnfüllung aus den Arztpraxen verbannen. Am Rande einer Anhörung zur Amalgamproblematik in Hannover warnte Umweltministerin Monika Griefahn (parteilos) vor den Gefahren, die von der quecksilberhaltigen Legierung für Mensch und Umwelt ausgingen und schloß auch eine Bundesratsinitiative Niedersachsens für ein Verbot von Amalgam nicht aus. Zumindest sollten die quecksilberverarbeitenden Zahnarztpraxen gründlicher als bisher von der Gewerbeaufsicht kontrolliert werden. Die Anhörung, an der über 50 Mediziner, Politiker, Vertreter der Industrie sowie Bürgerinitiativen von Amalgamgeschädigten teilnahmen, soll Aufschluß über das Ausmaß der Gefährdung durch Quecksilber im allgemeinen und Amalgam im besonderen geben.

Gegner des Amalgam wie der Arzt und Präsident des Tox Centers in München, Max Daunderer, behaupteten, daß die Quecksilberlegierung verantwortlich für über 400 Vergiftungserscheinungen beim Menschen sei. Darunter fielen Nerven-und Immunschäden aller Art. Zudem verursache das Schwermetall Krebs. Daunderer forderte, alle Amalgam-Plomben auszutauschen und künftig, wie es in Japan seit 1988 üblich sei, mit den seiner Ansicht nach gleichwertigen Kunststoff-Füllungen zu arbeiten. Die relativ häufigen Amalgam-Vergiftungen sollten nicht mit der seltenen Allergie gegen diese Legierung verwechselt werden. Notwendige Alternativen würden von den Krankenkassen bezahlt, die jedoch die Patienten nicht über diese Möglichkeit informierten, klagte Daunderer.

Der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde sprach sich gegen schnelle Maßnahmen gegen das Amalgam aus. Umfassende Forschungsprojekte müßten erst die Nebenwirkungen des Stoffes abklären. Kunststoff biete keinen vollwertigen Ersatz für das Amalgam und sei zudem schwieriger und zeitaufwendiger zu verarbeiten. Zeitaufwendiges Arbeiten werde aber im Gesundheitssystem der Bundesrepublik nicht honoriert.

Bei Zahnärzten stießen Griefahns Pläne auf heftigen Widerstand. Die Zahnärztekammer Niedersachsen bezeichnete sie als „einen völlig überzogenen Irrweg“. Langjährige Untersuchungen mit Amalgamfüllungen hätten nur bei wenigen Patienten Quecksilberrückstände ergeben. Die tägliche Quecksilberaufnahme durch die Ernährung sei insgesamt viel größer, als von Amalgamfüllungen freigesetzt werde. dpa