Panzer zu Rollstühlen

Bremen (taz) — Deutschlands bekanntester Verkehrsrowdy hat wieder zugeschlagen: Gestern mittag erschien Schauspieler-Liebling Manfred Krug in einer Firmenhalle in einem Bremer Vorort, ergriff ein Schweißgerät und zerlegte einen 34 Tonnen schweren Panzer in handliche Einzelteile.

„Ihn, der einst ein großer Zerleger war, wird jetzt selbst zerlegt“, sprach Manne Krug in etwas holperigem Deutsch, ehe er Hand an die schwere Waffe legte.

Und es war beileibe kein x-beliebiger Panzer, dem da der endgültige Garaus gemacht wurde: Der Stahlkoloß, bekannt unter dem Nom de Guerre T-34, stand bis vor Monatsfrist in Neubrandenburg, als Ehrenmal der einst sieg- und ruhmreichen Roten Armee. Jetzt, wo von Sieg und Ruhm so gar keine Rede mehr ist, durfte eine Bremer Schweißgeräte- Großhandlung unter dem Jubel der Neubrandenburger Bevölkerung den Stahlkoloß für ein paar tausend Mark erstehen und als Werbegag zum 25jährigen Firmenjubiläum in die Bremer Werkshalle schleppen lassen. Da standen sie nun gestern, der Krug, der Panzer und drum herum die geladenen Gäste, die aufgefordert waren, den Schrott als Briefbeschwerer oder Schmuck für den Garten zu erstehen; so quasi als späte Rache der deutschen Schweißindustrie an den Siegern des Zweiten Weltkriegs. Weil das alleine aber noch keine allzugute Publicity-Tat ist, hatte die clevere Schweißgeräte-Managerin auch die ZDF-Wohltätigkeits-Organisation „Aktion Sorgenkind“ dazu gebeten, die mit dem Erlös aus der Panzerteil-Versteigerung beglückt werden soll.

Und so boten sie ihr bestes, die Freunde der Firma, und steigerten und tranken Sekt und steigerten und tranken Sekt und steigerten... und wenn sie noch nicht völlig hinüber sind, dann steigern Sie immer noch. Und Manfred Krug steht da, die rote Brille auf der rotgeäderten Nasenspitze und preist das Objekt seines Schweißgerätes: „Den haben die da 40 Jahre stehen lassen, als Warnung vor Übermut.“ Holger Bruns-Kösters