Tote Polizisten gefunden

Hildesheim/Bielefeld (ap/dpa/taz) — Knapp eine Woche nach der Tat ist der Mord an den beiden Holzmindener Polizisten Andreas Wilkending und Jörg Lorkowski praktisch aufgeklärt. Wie die Polizei berichtete, legten die beiden älteren der am Mittwoch festgenommenen drei Brüder aus Bredenborn bei Höxter Geständnisse ab.

Gegen alle drei erging Haftbefehl. Einer von ihnen führte die Polizei am frühen Freitag morgen auf den Truppenübungsplatz Sennelager zu den Leichen, nach denen Hunderte von Kollegen der Getöteten tagelang verzweifelt gesucht hatten.

Die Bielefelder Polizei berichtete, die 29 und 27 Jahre alten Brüder Dietmar und Manfred J. hätten ein Geständnis abgelegt. Über das Tatmotiv konnte der Sprecher noch keine Angaben machen. Es seien verschiedene Versionen in Umlauf, sagte er. Nach der Tatwaffe werde noch gesucht. Der mit 20 Jahren jüngste der Brüder, Ludwig J., sei außer Lebensgefahr. Er hatte bei der Festnahme versucht, sich das Leben zu nehmen.

Die Ermittler waren dem Trio mit Hilfe eines Tonbandmitschnitts von dem Anruf auf die Spur gekommen, der die Polizisten am frühen Samstagmorgen wegen eines angeblichen Wildunfalls zu dem abgelegenen Parkplatz der Landstraße von Höxter nach Neuhaus im Solling gerufen hatte. Zwei Vollzugsbeamte und ein Polizist erkannten die Stimme des ältesten Bruders auf dem Tonband. Er war wegen verschiedener Delikte polizeibekannt und erst kürzlich aus der Haft entlassen worden.

Auf dem Parkplatz wurde vermutlich mit einem G-3-Schnellfeuergewehr auf die Beamten geschossen. Dort entdeckten die Fahnder später Blutlachen, Haarbüschel, Knochensplitter und Glasscherben. Das Verschwinden der beiden 30 und 34 Jahre alten Polizeiobermeister hatte in Niedersachsen und im nördlichen Nordrhein-Westfalen eine der größten Fahndungsaktionen in der Geschichte ausgelöst. Auf dem Truppenübungsplatz Sennelager war noch am vergangenen Samstag das zivile Dienstauto der Beamten entdeckt worden. Hundertschaften von Polizisten hatten mit Hunden und Hubschraubern das mehrere hundert Quadratkilometer große Gelände abgesucht. Von britischen Tornado- Flugzeugen aus waren Infrarotfilme belichtet worden, um die beiden Männer zu finden.

Hätte der Hauptverdächtige Dietmar J. die Suchtrupps am frühen Freitagmorgen nicht selbst zu den verscharrten Leichen der beiden vermißten Beamten geführt, dann „hätten wir die Toten bei der Dunkelheit und bei dem regnerischen Wetter auf dem Truppenübungsplatz kaum gefunden“, erklärte der Bielefelder Polizeisprecher. Die Leichen wurden schließlich gegen 4.00 Uhr in der Nähe der Feldmarschall-Rommel- Kaserne bei Augustdorf entdeckt. Der Mann habe die Polizei auf „teilweise abenteuerlichen Wegen“ geführt. Die Toten waren rund 1.000 Meter von dem Fundort ihres zerschossenen und ausgebrannten VW- Passats verscharrt.

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Horst-Udo Ahlers, rief zusammen mit dem niedersächsischen Innenminister für den kommenden Dienstag zu einem großen Trauermarsch der Polizei Niedersachsens in Hannover auf. Gewerkschaftsvertreter aus dem gesamten Bundesgebiet würden zu der Veranstaltung an die Leine kommen, kündigte Ahlers in Hilden an. Auch Vertreter aller demokratischen Parteien, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, seiner Einzelgewerkschaften und der Kirchen würden erwartet. Ahlers sprach den Familien der toten Polizisten sein Beileid aus.