Der Palast stößt seinen Ballast ab

■ Lager des Palastes der Republik geräumt/ Vom Sektglas bis zur Kreiselpumpe/ Renner: Trabant Kübel

Berlin. Asbestfrei, aber nur en bloc sind alle Lagerbestände des Palastes der Republik zu haben. Enttäuscht zeigten sich die Berliner, die gestern den Weg zum Gewerbepark nach Biesdorf nicht gescheut hatten und kleinere Posten kaufen wollten. Auf 2.800 Quadratmetern sind dort Container und Riesenkisten gestapelt, in denen vom Sektglas bis zur Kreiselpumpe alles verpackt ist, was bei einstiger Ersatzteil-Mangelwirtschaft für das Haus des Volkes gehortet wurde.

Wer aus nostalgischen Gründen vielleicht nur ein kleines Kaffeeservice mit den Initialen »PdR« als Souvenir erstehen wollte, ein paar Elektroartikel oder Küchengeräte suchte, war fehl am Platz.

Auch Mitarbeitern des Griesinger-Krankenhauses, die schäbiges Geschirr und alte Alu-Löffel gern durch Restaurant-Porzellan und Stahlbestecke ersetzt hätten, und Vertreter von Spreequell, die Ausschau nach preiswerten Stühlen hielten, scheiterten an der kundenunfreundlichen Verkaufsklausel.

Das Treuhandunternehmen des Bundes, VEBEG, das im Auftrag der Oberfinanzdirektion Berlin die Lager des Palastes bis Ende November räumen will, bietet aus Zeitmangel nur Riesenposten an. 23.600 Teile Henneberg-Porzellan mit Gelbband sind da abzugeben, ebenso 1.490 Meter Messingrundstangen plus über 1.000 Meter Treppenkantenschienen.

107 verschiedene Tische gehen nur zusammen weg, auch 21 Hauptsprechanlagen sind lediglich zu haben, wenn gleichzeitig Interesse für weitere neun Türsprechanlagen, 87 Gehäuselautsprecher und 106 Mikrofone existiert.

Volkmar Kunert, Berliner Außenstellenleiter des in Mainz angesiedelten VEBEG-Dienstleistungsunternehmens, schätzte, daß der Auftrag der Oberfinanzdirektion zum Verkauf der PdR-Lagerbestände nur ein kleines Geschäft sei. Die Millionenwerte, die von den Hauptauftraggebern Bundeswehr, Ministerien und Behörden, Fernseh- und Rundfunkanstalten über seine Firma zum Verkauf angeboten werden, reichen von Flugzeugen über Flußschlepper bis zu EDV-Anlagen und Büroausrüstungen.

»Der Umfang des klassischen Verwertungsgeschäfts der VEBEG wird durch die politische Entwicklung in Deutschland in den nächsten Jahren erheblich zunehmen«, heißt es im Geschäftsbericht des 1951 gegründeten Unternehmens für das Jahr 1990. Rund 6.300 Einzelfahrzeuge wurden im Vorjahr verkauft, die Verwertung von Material der Nationalen Volksarmee laufe 1991 jedoch erst richtig an. Trabant-Kübelwagen seien zur Zeit der Renner, so Kunert. Gut erhalten, bringen sie der Bundeswehr noch bis zu 2.000 Mark ein. Ob die Jagd-Jeeps des ehemaligen Staatsratsvorsitzenden Honecker jedoch die Ausgaben von je 250.000 Mark pro Stück wieder einspielen, sei dahingestellt. Immerhin mußte beispielsweise der Achsabstand an Honeckers Range Rover (Kennzeichen IDB 6-90) veändert werden, um das lange Rolls Royce-Verdeck des Wagens anbringen zu können. »Könnte sein, daß sich ein amerikanischer Sammler dafür interessiert«, mutmaßte Kunert.

Zunächst werden die Edelkarossen weiter im Berliner Museum für Verkehr und Technik verwahrt. Helga Pett/adn