US-Geisel nach fast fünf Jahren frei

■ Turner in Wiesbaden/ UN-Generalsekretär dankt Syrien, Libyen, Iran und „Gruppen im Libanon“

Damaskus/Wiesbaden (afp) — Der im Libanon freigelassene US-Bürger Jesse Turner traf gestern nachmittag in der Bundesrepublik ein. Der 44jährige, der am Montag abend nach fast fünfjähriger Geiselhaft in Libanon von seinen Entführern freigelassen worden war, soll einige Tage im US-Militärkrankenhaus von Wiesbaden betreut werden. Turner äußerte sich in Damaskus nur kurz öffentlich, wobei er keine Angaben zu anderen Geiseln machte. In Libanon werden noch vier Amerikaner, zwei Deutsche, ein Brite und ein Italiener von fundamentalistischen islamischen Gruppen festgehalten.

Turner lebte seit 1983 im Libanon, wo er an der Amerikanischen Universität von Beirut als Professor für Mathematik und Elektronik tätig war. Im Januar 1987 wurde er zusammen mit seinem Kollegen Alann Steen von der Fundamentalistenorganisation Islamischer Heiliger Krieg für die Befreiung Palästinas verschleppt. In Wiesbaden konnte gestern auch Turners libanesische Frau Badr ihren Mann wiedertreffen. Sie hat ihre vierjährige Tochter Joanne mitgenommen, die ihren Vater noch nie gesehen hat.

UN-Generalsekretär Perez de Cuellar, der sich am Montag in Genf aufhielt, begrüßte nach den Worten der Sprecherin der Weltorganisation, Nadia Younes, die Befreiung Turners sowie der 15 libanesischen Gefangenen, die zuvor am Montag von Israel aus Gefängnissen in Südlibanon entlassen worden waren. Der UN-Generalsekretär danke den „Gruppen in Libanon für ihre Zusammenarbeit ebenso wie allen Regierungen für ihre Anstrengungen, um bei dieser humanitären Operation mitzuwirken, vor allem den Regierungen Irans, Libyens und Syriens“. Ferner dankte Perez de Cuellar der israelischen Regierung für die Freilassung der libanesischen Gefangenen.