Soldaten und Zivilisten plündern gemeinsam

Nairobi (dpa/afp) — Im krisengeschüttelten Zaire sind neue Aufstände ausgebrochen. Soldaten der Armee haben — gefolgt von Zivilisten — Geschäfte und Häuser in Lubumbashi, der zweitgrößten Stadt des Landes, geplündert und zerstört. Die Unruhen begannen in der Nacht zum Dienstag, als Soldaten mit ihren automatischen Waffen in die Luft feuerten und das gesamte Geschäftszentrum sowie das Industriegebiet ausplünderten. Den Militärs folgte eine große Zahl von Bürgern, berichtete der französische Rundfunk RFI. Zunächst war nicht bekannt, ob dabei auch Menschen ums Leben gekommen waren.

Der Ausbruch von Gewalt kam zu einem Zeitpunkt, da der seit Wochen andauernde Machtkampf in Zaire zwischen Staatspräsident Mobutu Sese Seko und dem Führer der Oppositionsbewegung, Etienne Tshisekedi, auf einen neuen Höhepunkt zusteuerte. Mobutu hatte seinen politischen Gegenspieler am Montag als Chef einer Krisenregierung abgesetzt. Das Kabinett war erst wenige Tage zuvor vereidigt worden. Tshisekedi betonte gestern, er erkenne die Absetzung nicht an. Die Führer der Opposition, die sich zur „Union Sacree“ (Geheiligte Union) zusammengeschlossen haben, wollten darüber beraten, welchen Kandidaten sie Mobutu nun als neuen Premier vorschlagen wollten. Beobachter hielten es nicht für ausgeschlossen, daß sie erneut Tshisekedi nominieren würden. Mobutu hatte die Opposition um den Namen eines neuen Kandidaten gebeten. Mehrere tausend Tshisekedi-Anhänger demonstrierten in Kinshasa für den offiziell abgesetzten Premier. Die Kundgebung wurde von Sicherheitskräften mit Warnschüssen und Tränengas aufgelöst.

Die Plünderungen in Lubumbashi erinnerten an die Szenen vor vier Wochen, als in Kinshasa und anderen Städten bei ähnlichen Aufständen über 250 Menschen getötet worden waren. Lubumbashi, die wichtigste Stadt des zairischen Bergbaugebietes und 2.000 Kilometer südöstlich der Hauptstadt gelegen, war damals von den Gewalttaten weitgehend verschont geblieben. Die in Lubumbashi noch stationierten belgischen Fallschirmjäger griffen bei den Unruhen nicht ein. Sie beschränkten sich nach Angaben des Rundfunk darauf, die in der Stadt noch lebenden Ausländer zu schützen.